"Hast du denn keine Ehre im Leib?"

Die Freiburger Kulturwissenschaftlerin Julia Heinecke schildert in ihrem Roman das harte Leben lediger Mütter in den 1950er Jahren.
Sigrun Rehm
"Das Thema ledige Mütter und verheimlichte Kinder ist mir bei meiner Arbeit immer wieder begegnet", sagt die Freiburger Kulturwissenschaftlerin Julia Heinecke. "Auch wenn man im Freundeskreis darüber spricht, zeigt sich, dass fast jeder von einem lang verschwiegenem Fall aus der eigenen Familie berichten kann." Vor zwei Jahren hat sie ihren Roman "Kalte Weide – Ein Hirtenbub im Schwarzwald" veröffentlicht, der auf Gesprächen mit zwölf ehemaligen Hütekindern basiert. Das Buch wurde ein unerwartet großer Erfolg, inzwischen ist die vierte Auflage gedruckt. Heinecke berichtet, wie nach ihren Lesungen betagte Männer auf sie zukommen und von ihrem eigenen Schicksal erzählen wollen, von der harten Arbeit auf fremden Höfen, der bitteren Kälte, der Einsamkeit, manche zum ersten Mal in ihrem Leben. "Das Erzählbedürfnis ist unheimlich groß." Als der Badische Landwirtschafts-Verlag sie fragte, ob sie sich einen zweiten Roman vorstellen könne, habe sie gewusst: "Diesmal soll es um eine ledige Mutter in den 1950er Jahren gehen", sagt Heinecke. Doch anders als beim Thema Hirtenbuben fand sie zunächst keine Zeitzeuginnen, die zum Interview bereit gewesen wären.
"Das Thema war bis weit in die 1970er Jahre ein Tabu und ist es teilweise noch immer", erklärt Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof in Gutach im mittleren ...
"Das Thema ledige Mütter und verheimlichte Kinder ist mir bei meiner Arbeit immer wieder begegnet", sagt die Freiburger Kulturwissenschaftlerin Julia Heinecke. "Auch wenn man im Freundeskreis darüber spricht, zeigt sich, dass fast jeder von einem lang verschwiegenem Fall aus der eigenen Familie berichten kann." Vor zwei Jahren hat sie ihren Roman "Kalte Weide – Ein Hirtenbub im Schwarzwald" veröffentlicht, der auf Gesprächen mit zwölf ehemaligen Hütekindern basiert. Das Buch wurde ein unerwartet großer Erfolg, inzwischen ist die vierte Auflage gedruckt. Heinecke berichtet, wie nach ihren Lesungen betagte Männer auf sie zukommen und von ihrem eigenen Schicksal erzählen wollen, von der harten Arbeit auf fremden Höfen, der bitteren Kälte, der Einsamkeit, manche zum ersten Mal in ihrem Leben. "Das Erzählbedürfnis ist unheimlich groß." Als der Badische Landwirtschafts-Verlag sie fragte, ob sie sich einen zweiten Roman vorstellen könne, habe sie gewusst: "Diesmal soll es um eine ledige Mutter in den 1950er Jahren gehen", sagt Heinecke. Doch anders als beim Thema Hirtenbuben fand sie zunächst keine Zeitzeuginnen, die zum Interview bereit gewesen wären.
"Das Thema war bis weit in die 1970er Jahre ein Tabu und ist es teilweise noch immer", erklärt Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Schwarzwälder Freilichtmuseums Vogtsbauernhof in Gutach im mittleren ...