DFB unter Druck

Tausende Fans ignorieren Maskenpflicht beim EM-Spiel in München

Tausenden Fans im Stadion und beim Public Viewing feiern den Sieg der Deutschen gegen Portugal. Dabei ignorieren viele die Regeln, die in der Corona-Pandemie für alle gelten. Welche Folgen hat das?  

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Einige Fans tragen noch eine Maske, be...beim Spiel Deutschland gegen Portugal.  | Foto: Christian Charisius (dpa)
Einige Fans tragen noch eine Maske, bei anderen hängt sie am Kinn oder ist ganz verschwunden. Ein typischer Ausschnitt der Besuchertribüne beim Spiel Deutschland gegen Portugal. Foto: Christian Charisius (dpa)
Wo hört die legale Fußballparty auf und wo fängt der Corona-Verstoß an? Diese Frage stellt sich angesichts der Fußballfeste im ganzen Land nach dem 4:2-Sieg der deutschen Nationalmannschaft über Portugal im EM-Vorrundenspiel. Tausende Fans feierten im Stadion, in der Münchner Innenstadt und in vielen anderen deutschen Städten feucht-fröhlich - und vielfach ohne Masken oder Abstand. Biergärten und Gaststätten waren teilweise brechend voll mit Fans in Deutschland-Trikots, die auf Bildschirmen das Spiel verfolgten.
Getrübt wurde die Freude über den Sieg aus Sicht des bayerischen Gesundheitsministers vor allem von der Ignoranz Tausender Fans im Stadion - denn sie trugen entgegen der ausdrücklichen Vorschrift keine FFP2-Masken. Klaus Holetschek (CSU) kritisierte dies als fahrlässig, nachdem die Spitzenpolitik zuvor bereits die fehlende Masken-Motivation vieler Fans kritisiert hatte.

Zwar versprach der Deutsche Fußball-Bund (DFB) als Gastgeber der vier EM-Spiele in München, die Zuschauer besser zum Tragen der Masken zu bewegen - doch vergeblich. Holetschek setzte deswegen schon am Samstagabend direkt nach dem Portugal-Spiel den DFB unter Druck und forderte den Verband auf, plausibel darzulegen, wie er beim nächsten Spiel am Mittwoch gegen Ungarn die Masken-Regeln durchsetzen will. Etwas immerhin ist im Stadion klar geregelt: Laut DFB dürfen nur Fans in die Arena, die von einer Covid-Erkrankung genesen sind, vollständig gegen das Virus geimpft oder frisch negativ getestet wurden.

Volle Gaststätten und Biergärten

Diese Kontrolle hat man jenseits des Stadions jedoch nicht - und beim Public Viewing hielten sich längst nicht alle Menschen im Freudentaumel an die Abstandsregeln und sonstige Anti-Corona-Maßnahmen. Stattdessen lagen sich nach den Toren der deutschen Fußball-Nationalmannschaft die Fans in den Armen und waren dicht an dicht gedrängt, wie Reporter berichteten. In vielen Biergärten und vor Kneipen wurde die Vorrunden-Begegnung der Nationalmannschaft übertragen. Schon am Nachmittag hatte die Polizei von vielen vollen Gaststätten berichtet.

So voll, dass das bayerische Gesundheitsministerium nun möglicherweise strengere Corona-Vorschriften prüfen will. "Das Gesundheitsministerium wird am Montag mit der Stadt München beraten, inwieweit die Vorgaben für das Public Viewing weiter verschärft werden können", sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag. Grundsätzlich liege es in der Verantwortung der Betreiber, dafür zu sorgen, dass die Biergärten nicht überfüllt sind, hieß es.

Alkohol enthemmt – Corona rückt in den Hintergrund

Doch nicht nur in den Biergärten wurde gefeiert. Kurz nach Abpfiff zogen Fans singend und grölend in die Münchner Innenstadt, vereinzelt hupten Autos. Große Autokorsos mit zahlreichen Teilnehmern, wie man sie von vergangenen Fußballturnieren kennt, blieben zwar aus, doch kam es hier und da zu spontanen Siegesfeiern auf Straßen und Plätzen sowie in Parks.
Dabei wurde es zuweilen so voll, dass die Polizei in der Nacht einige Straßen räumen musste. "Zum Teil wurden auch dort sehr viele alkoholische Getränke konsumiert und einige Personen zeigten auch dadurch ein deutlich enthemmtes Verhalten", teilte das Polizeipräsidium München am Sonntag mit. Die meisten hätten sich aber kooperativ verhalten.

Vorher hätten allerdings einige Feiernde Flaschen auf Polizisten geworfen. Ein 19-Jähriger aus Ingolstadt sei als Werfer einer der Flaschen identifiziert worden. Noch gewaltsamer ging es in Augsburg zu, wo die Polizeigewerkschaft nach Flaschenwürfen von "massiven Ausschreitungen" sprach.

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