Zischup-Interview

"Um Profi zu werden, braucht es Talent und Arbeit"

Viele Jugendliche wollen eine Sportart finden, die zu ihnen passt. Diplomsportwissenschaftlerin Eva Birkle-Belbl berichtet im Interview über ihren Weg zum Tennis und zum Profisport. .  

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Eva Birkle-Belbl bei einer Trainingsstunde, links im Bild ist Zischup-Reporter Lukas Quante zu sehen. Foto: privat
Eva Birkle-Belbl hat die Trainerlizenz A und wurde vom Deutschen Tennis-Bund zur Vereinstrainerin 2018 gewählt. Zusammen mit ihrem Mann Matthias Birkle gründete sie den Verein EMB-Tennis und organisiert das Tennistraining beim Freiburger Tennis-Club.

Zischup: Wie kamen Sie darauf, Tennis zu spielen, und seit wann spielen Sie?

Birkle-Belbl: Ich bin durch meine Eltern auf die Idee gekommen, da wir im Garten einen Tennisplatz hatten. Mir blieb also gar nichts anderes übrig. Im Alter von vier bis fünf Jahren fing ich an. Ich spiele schon seit mehr als 40 Jahren Tennis.

Zischup: Wie viele Stunden standen Sie in Ihrer Prime auf dem Tennisplatz?

Birkle-Belbl: Ich stand am Höhepunkt meiner Karriere pro Woche 20 bis 25 Stunden auf dem Platz und habe noch ungefähr weitere 20 Stunden im athletischen Bereich trainiert.

Zischup: Haben Sie nur mit Ihrem Coach trainiert oder auch mit anderen Tennisspielerinnen?

Birkle-Belbl: Es war immer eine Mischung: vormittags ein klassisches Training und nachmittags ein Match-Training mit verschiedenen Sparringspartnern.

Zischup: Wer war Ihr Vorbild als Teenager?

Birkle-Belbl: Ich war seit meiner Kindheit ein riesiger Fan von Steffi Graf.

Zischup: Sind Sie Steffi Graf schon privat begegnet?

Birkle-Belbl: Nur gegen das Team von Steffi Graf, damals der Heidelberger TC, habe ich mit Weissenhof Stuttgart gespielt. Mit Anke Huber habe ich eine der Top-Ten-Spielerinnen tatsächlich privat kennengelernt.

Zischup: Was ist für Sie beim Tennisspielen am wichtigsten?

Birkle-Belbl: Beim Tennisspielen ist es für mich wichtig, selbst mit meinem Spiel zufrieden zu sein, gute Matches zu haben, die auch Spaß machen, und natürlich auch das Match zu gewinnen.

Zischup: Wie würde für Sie ein perfektes Jugendtraining aussehen?

Birkle-Belbl: Motivierte und lernbereite Kinder, die wirklich gut werden wollen und einen motivierenden Trainer oder eine motivierende Trainerin, die versucht, alles aus den Kindern rauszuholen.

Zischup: Wie sollte ein junger Mensch im Alter von zwölf bis 18 Jahren nach Ihrer Vorstellung am besten trainieren?

Birkle-Belbl: Es hängt davon ab, wie er später spielen will. Wenn er Tennis ganz einfach als Hobby hat, so wie viele andere Leute, dann reicht einmal die Woche Training und einmal die Woche freies Spielen. Wenn er mehr will und guter Mannschaftsspieler oder sogar Turnierspieler werden will, dann sollte er beinahe jeden Tag auf dem Platz stehen, und ideal wäre es, wenn man dann noch außerhalb des Platzes seine Fitness trainiert.

Zischup: Es wird immer gesagt, dass man als Tennisprofi eine starke Mentalität braucht. Stimmen Sie dem zu?

Birkle-Belbl: Dem stimme ich auf jeden Fall zu. Das Leben als Tennisprofi ist nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen. Es gibt Verletzungen, nach denen man sich wieder aufrappeln muss, und in den Matches gibt es Situationen, bei denen es nicht gut läuft. Deswegen können eigentlich nur die richtig gut werden, die taff sind, kämpfen und zudem auch ein großes Selbstbewusstsein haben.

Zischup: Haben Sie Menschen in der Familie oder Freunde gehabt, die Sie dann nach dem nicht so guten Spiel aufmunterten?

Birkle-Belbl: Wenn wir mit Trainern gereist sind, dann haben die immer versucht, einen aufzubauen. Doch wenn du als Tennisprofi reist und nicht in den ersten Hundert bist, ist es einfach sehr teuer, mit Trainer zu reisen. Meisten bist du alleine oder mit einem Teamkollegen und musst selbst versuchen, wieder auf die Beine zu kommen. Ich habe aber eigentlich immer zu Hause angerufen, und mit der Zeit lernt man zu verlieren, denn das gehört beim Tennis auch dazu.

Zischup: Braucht man ein gewisses Tennistalent, um Profi zu werden?

Birkle-Belbl: Ich glaube, Talent ist ein Faktor, aber harte Arbeit kommt auch dazu. Leute, die gar kein Tennistalent haben, können trotzdem durch harte Arbeit viel erreichen und umgekehrt genauso – wenn du ein Tennistalent hast, aber nicht hart genug arbeitest, dann kannst du auch nichts erreichen und Profi werden. Ich denke, man braucht beides.

Zischup: Wann und wie wird einem klar, dass man Leistungssportler werden kann?

Birkle-Belbl: Ich glaube, man rutscht da so rein, indem man viele Turniere spielt. Es kommen dann immer größere Turniere, und wenn du ein Match gewinnst, kommt der Wunsch nach mehr, das bedeutet mehr Training, mehr Leistungsorientierung. Natürlich kommt dann auch immer die Frage auf: Schule oder Sport?

Zischup: Wie haben Sie diese Frage gelöst?

Birkle-Belbl: Ich habe mich tatsächlich dafür entschieden, Abitur zu machen, statt nach der Mittleren Reife aufzuhören. Ich ging auf eine private Schule, die mir ermöglicht hat, nachmittags Tennis zu spielen. Auf der Schule hatte ich nur ein Mal Nachmittagsunterricht und deswegen konnte ich es relativ einfach kombinieren. Leider ist es aber heutzutage in Deutschland sehr schwer, Schule und Tennis zu kombinieren. Ich bereue meine Entscheidung, Abitur gemacht zu haben, kein bisschen.

Zischup: Wie und ab wann kann man sich um Sponsoren kümmern?

Birkle-Belbl: Sponsoren werden auf einen aufmerksam, wenn man anfängt, Meisterschaften zu gewinnen. Zuerst werden meist Ausrüstungsverträge geschlossen, aber natürlich war es zu meiner Zeit, in den 80ern und 90ern, einfacher Sponsoren zu gewinnen, weil Firmen mehr Geld dafür ausgegeben haben. Je erfolgreicher ich bin, desto einfacher ist es. Es geht viel über die Rangliste.

Zischup: Wie lief das bei Ihnen ab mit dem Sponsoring?

Birkle-Belbl: Ich hatte Sponsoren für Bekleidung und Schläger und ein, zwei regionale Firmen, die mich unterstützt haben. Ich habe in der Bundesliga gespielt und da gibt es Firmen, die die Bundesliga unterstützten. Zudem war ich im Verbandskader und konnte so kostenlos trainieren und wurde auch vom Verband mit erfolgsorientierten Prämien finanziell unterstützt. Dadurch hatte ich insgesamt schon viel Support.

Zischup: Vielleicht können Sie uns zum Schluss noch einen Tipp mitgeben, wie man es angehen sollte, um später einmal bei größeren Turnieren mitzumachen?

Birkle-Belbl: Man sollte schon früh anfangen, Tennis zu spielen und eine große Leidenschaft darin finden. Zudem muss man viel trainieren und vor allem lange durchhalten, also Rückschläge müssen einen auch motivieren. Ich glaube, dass diejenigen später richtig gut werden, die das lange durchhalten, die nicht mit 18 sagen, ich habe es nicht geschafft, sondern auf den Durchbruch warten. Man sollte es mit Durchhaltevermögen angehen.
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