UNTERM STRICH: Aus Versehen vegan

Einer isst plötzlich anders als die anderen – doch das ist gar kein Problem / Von Katja Bauer.  

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Jetzt ist es also passiert. Die junge Dame am Esstisch, die früher in Bolo hätte baden können, sagt allem Tierischen in ihrem Leben Adieu. Außer Teddy, aber das ist eine andere Geschichte. Das pubertierende Wesen konsumiert Videos, in denen zwei Youtuber mit schlecht sitzenden Haaren fast wissenschaftlich nachweisen, dass Kuhmilch deutlich gefährlicher sei als ein mittelgroßer Atomsprengkopf.

Statt der Milch werden schon zum Frühstück die Segnungen von Bohnenwasser ("Total umami!") und Algenöl ("Die Fische essen auch Algen!") gepriesen. Die Margarine hat ein niedliches Design, kostet ein Vermögen und heißt jetzt vegane Butter. Und wem der Sinn nach einer Diskussion darüber steht, warum das ansonsten böse Palmöl in diesem "Lebensmittel" völlig okay ist, dem kann ich nur sagen: Ich habe es für Sie getestet und werde es nicht wieder tun.

Was sich wirklich lohnt, ist ein Blick ins eigene Küchenleben und die Frage: Könnte es sein, dass das alles gar kein Problem ist? Beim Blättern durch die eigenen Rezeptsammlungen und Kochbücher stellt sich nämlich an vielen Stellen die Erkenntnis ein: Es ist noch nicht mal eine Umstellung. Aus Versehen essen wir ganz oft vegan.

Das gilt etwa für die Pasta in zig Variationen, für das Curry und für den Kartoffelsalat, für den Linseneintopf und die Kürbissuppe, für die Focaccia und die Artischocken alla romana, die Spargel mit Kartoffeln und viele Gerichte mehr. Wer sich in den letzten Jahren ein oder zwei trendige Nahost-Kochbücher zugelegt hat, wird gar nicht mehr mit dem Kochen der zufällig veganen Gerichte hinterherkommen.

Dazu kommen die Hybridvarianten: Aus der Soße für die Pasta Napoli lässt sich in einem zweiten Topf eine solide Variante mit Thunfisch machen, neben dem Quark zu den Kartoffeln steht gut noch eine Schüssel mit Sojajoghurt. Und wenn es mal wieder ein Bolo-Bad sein soll: Mit Linsen schmeckt die ganz fantastisch.
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