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UNTERM STRICH: Die Neuseeland-Verschwörung

Alexander Dick
  • Fr, 04. Mai 2018
    Kolumnen

Ein Staat kämpft um seinen Platz auf der Weltkarte – rechts unten / Von Alexander Dick.

Die gute Nachricht zuerst: Neuseeland ist nicht Bielefeld. Es existiert wirklich. Als wir seinerzeit nach zwölf plus zehn Stunden Flugzeit erschöpft und hustend auf dem Airport in Auckland landeten, all unsere mitgebrachten Nahrungsmittel in eigens dafür aufgestellten Tonnen entsorgten, das Profil unserer Schuhe vorzeigten (bloß keine Samen von anderswo) und von einem augenzwinkernden Kontrolleur davon in Kenntnis gesetzt wurden, dass erkältete Menschen eigentlich nicht einreisen dürften, wussten wir, dass wir keiner Verschwörung zum Opfer gefallen waren. Wir waren in NZ, bei den Kiwis.

Zu verdanken war das wohl dem großartigen Kartenmaterial, mit dem die Piloten von Air New Zealand die Nordinsel ansteuerten. Hätten sie beispielsweise Weltkarten der Vereinten Nationen, der BBC oder eines großen schwedischen Möbelhauses verwendet, wären sie glatt drübergeflogen. Darauf existieren die beiden NZ-Inseln nämlich nicht. Das wäre jetzt sozusagen die schlechte Nachricht, gegen deren Inhalt der kleine Staat rechts unten mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern jetzt ankämpft.

"#getNZonthemap" heißt die Kampagne, mit der die Kiwis im weltweiten Web auf ihre Existenz aufmerksam machen – und um ihren Platz auf der Karte kämpfen. Da sieht man dann in einem Spot Premierministerin Jacinda Ardern vor einer Weltkarte stehen, die rechts unten mit Australien aufhört. Eine weltweite Verschwörung, vergleichbar jener über die Mondlandung oder Loch Ness, vermutet Komiker Rhys Darby. Initiiert von Franzosen, Engländern und – natürlich – den Australiern, die den Kiwis ihre Pfründe wegschnappen wollen: Tourismus und die All Blacks – die NZ-Rugby-Equipe....

So geht Fremdenverkehrswerbung. Dabei hatten die Kiwis schon einen Plan B. In Neuseeland gibt es Karten zu kaufen, auf denen die Welt auf dem Kopf steht. Da sind die beiden NZ-Inseln drauf, und zwar oben in der Mitte. Dass es sich dabei um ein australisches Produkt handelt – man muss es hinnehmen.

Ressort: Kolumnen

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