UNTERM STRICH: Ein Stück Nichts im Rahmen

Der Künstler Jens Haaning hat ein Museum um 74 000 Euro gebracht / Von Stephanie Streif.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Kann ein leerer Bilderrahmen Kunst sein? Oder bleibt es ein Nichts? Ist ja nichts drinnen im Rahmen, was man anschauen und schön, hässlich oder spannend finden könnte. Wo man hinblickt, nur langweilig-weißer Hintergrund. Im Kunstmuseum im jütländischen Aalborg hängt seit kurzem das gerahmte Nichts des dänischen Künstlers Jens Haaning.

Das Werk (oder Nicht-Werk?) war eine Auftragsarbeit: Für eine Ausstellung mit dem Titel "Work it out" sollte Haaning aus einer alten Arbeit eine neue machen. Vor Jahren hatte er zwei Werke geschaffen, bei denen er das, was Dänen und Österreicher jährlich im Schnitt verdienen, hinter Glas packte. Für seine Rekonstruktion ließ sich Haaning vom Museum 550 000 Dänische Kronen (74 000 Euro) überweisen, um daraus Kunst zum Ausstellen werden zu lassen. Ausgestellt wird sie jetzt auch. Nur – das Geld ist weg. In einer Mail an Museumsdirektor Lasse Andersson gab Haaning seinem Werk den Titel "Take the money and run" ("Nimm das Geld und hau ab"). Weggerannt ist Haaning nicht, das Geld hat er aber behalten.

Im dänischen Radio erklärte der Künstler seinen Coup: Die Bezahlung für seine Arbeit sei so schlecht gewesen, dass er damit nicht einmal seine Kosten habe decken können. Also habe er eine Arbeit über seine eigene Arbeitssituation gemacht. Zum Ausstellungsthema – es ging um unser Verhältnis zur Arbeit und zum Geld – hat seine Idee jedenfalls gepasst.

Neu ist die Idee der Kunst als Nichts keineswegs: Erst im Sommer hat der Sarde Salvatore Garau eine unsichtbare Skulptur namens "Io Sono" ("Ich bin") zum Preis von 15 000 Euro verkauft. Im Katalog des Auktionshauses wurde sie als ein Werk "von größter Wichtigkeit und intellektueller Stimulation" beworben. Mit Schauen alleine ist es bei so viel immaterieller Kunst nicht mehr getan. Aber ganz so immateriell ist die Kunst dann doch nicht: Museumsdirektor Andersson will sein Geld jedenfalls zurück. Haaning will es aber nicht rausrücken. Ist ja kein Diebstahl, sondern Kunst, findet er.
PDF-Version herunterladen Fehler melden

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel