UNTERM STRICH: Gerüche auf Abwegen

Die Schweiz gibt eine Sondermarke mit Lagerfeuer-Duft heraus / Von Franz Schmider.  

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  | Foto: BZ-Grafik
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Den Duft der großen weiten Welt versprach einst – Ältere werden sich erinnern – der Genuss einer Zigarettenmarke, deren Name in der Werbung noch geschickt mit New York in Verbindung gebracht wurde. Betörend dieser Duft nach Freiheit und Abenteuer, denn jeder konnte ihn sich selbst imaginieren. Er hatte meist weniger mit der Realität, also der Abluft von U-Bahn-Schächten oder Abgasen von Taxis, stinkenden Müllbehältern oder Schwaden von süß-klebrigem Popcorn zu tun. So wenig wie der wahre Duft der Freiheit mit dem vollen Aschenbecher am Tag nach der Party zu tun hat.

Aber der Mensch kann es nicht lassen, er hat es gern konkret und in echt. Schon lange sind findige Entwickler dabei, dem Begriff Duftmarke ihre wahre Bedeutung zu geben. Anfangs haben sie es sozusagen durch die Hintertür probiert, indem sie dem Kleber auf der Rückseite der Briefmarke Zitrusgeschmack oder das Aroma von Kakaobohnen beimischten. Bis dann auch der Letzte gemerkt hat, dass die Mühe sinnlos ist, weil der Empfänger nichts davon hat, wenn der Absender noch eine Erdbeere geleckt hat, wenn der Gruß im Umschlag nach Galle schmeckt.

Doch ein echtes Tüftlerherz kennt keine Resignation. Das jüngste Beispiel kommt nun aus der Schweiz. Und um die Frage "Wer hat’s erfunden?" gleich zu beantworten: Es waren nicht die Schweizer, die erste Duftmarke wurde vermutlich 1973 in Bhutan hergestellt.

Was aber die Sondermarke der Eidgenossen zum großen Pfadfindertreffen im Sommer auszeichnet, ist ein echter Hauch von Freiheit und Abenteuer. Denn beim Rubbeln verströmt die Marke den Geruch von Lagerfeuer. Der Kopf bastelt daraus von ganz alleine das Bild von Klampfe und Jurte, Donnerbalken und feuchtem Schlafsack. Herrlich, aber auch beispielgebend?

In Deutschland kursiert aktuell eine Benjamin-Blümchen-Sondermarke. Und ehrlich gesagt ist es schön, dass der Briefkasten noch nicht nach Elefantenklo riecht.
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