Waschbär & Co.
Viele tierische Einwanderer kommen aus Nordamerika
Waschbären, Marderhunde und amerikanische Nerze breiten sich in Deutschland immer weiter aus – Ergebnisse des Wildmonitoring.
Peer Körner
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BERLIN. In sieben Jahren hat sich das Waschbären-Vorkommen in Deutschland fast verdoppelt. Der nordamerikanische Kleinbär lebt mittlerweile in jedem zweiten Jagdgebiet. Auch Marderhund und Minks breiten sich stark aus. Das belegt ein vom Deutschen Jagdverband (DJV) betreutes Wild-Monitoring.
Nach Angaben des DJV-Sprecher Torsten Reinwald erstreckte sich das Monitoring auf 250 000 Reviere. Das entspreche rund der Hälfte der land- und forstwirtschaftlichen Fläche in Deutschland.
Im Jagdjahr 2013 wurden erstmals mehr als 100 000 Waschbären erlegt oder überfahren. Vor allem in Hessen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg tummeln sich die Raubtiere. In diesen Gebieten sei der Waschbär in rund drei Viertel der Jagdreviere gelangt, sagt Reinwald. Sieben Jahre zuvor waren es nur 42 Prozent.
"Bis zu einem Viertel aller potenziellen Uhu-Nistplätze in Thüringen ist bereits vom Waschbär besetzt", sagt Martin Görner von der Arbeitsgruppe Artenschutz Thüringen. "Auch in den Horsten von Greifvögeln und Störchen sichten wir immer wieder Waschbären. Das hindert die Vögel am Brüten – da muss etwas geschehen." Görner glaubt nicht an eine natürliche Lösung und fordert eine scharfe Bejagung. Sogar in Seeadlerhorsten sind die Kletterkünstler schon gesichtet worden. Auch Norbert Schneeweiß, Experte für Sumpfschildkröten des Landesamtes für Umwelt in Brandenburg, sieht eine Bedrohung im Waschbär. "Es gibt Bereiche, wo bis zu 50 Prozent der beobachteten Schildkröten schwer verletzt sind", sagt der Zoologe.
Auch der aus Asien stammende Marderhund sorge für Ärger, so DJV-Sprecher Torsten Reinwald. Im Jagdjahr 2014 wurden knapp 20 000 erlegte oder überfahrene Tiere gezählt, rund 1500 mehr als im Vorjahreszeitraum. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seien die Tiere in 80 Prozent aller Reviere nachgewiesen worden. Den größten Zuwachs gab es in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Einst im Westen der damaligen Sowjetunion angesiedelt, breiten sich die Marderhunde nun Richtung Atlantik aus.
Der Mink, eine aus Nordamerika stammende Nerzart, kommt mittlerweile in neun Prozent der Reviere vor. In Sachsen-Anhalt wurde er sogar in mehr als 25 Prozent nachgewiesen. Der Mink sei der gefährlichste der drei Kleinräuber unter den Neozoen, betont der Rostocker Zoologe Ragnar Kinzelbach.
So nennen Biologen Tiere, die nach der Entdeckung Amerikas 1492 durch den Menschen in eine Region gekommen sind. "Er frisst in den Uferzonen der Gewässer Eier und Jungvögel", warnt er. "Der Bestand des Minks sollte reduziert werden – auch mit Fallen." Die Tiere hätten keine natürlichen Feinde. Ausgangspunkt der Verbreitung seien vor allem Freilassungsaktionen von Tierschützern gewesen.
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