Zisch Schreibwettbewerb Frühjahr 2015 II

Viereinhalb Freunde

Von Robin Springett, Klasse 4a, Markgrafenschule, Emmendingen  

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In der Stadt Himmelsdorf gibt es wie in vielen anderen Städten eine Bande, die in Himmelsdorf nennt sich Schildkrötengruppe. Sie haben nämlich eine Schildkröte. Es ist eine Spurenschildkröte. Eigentlich ist es keine Art, denn es gibt nur ein einziges Exemplar davon. Spuri – so heißt die Schildkröte wurde von Greenpeace gerettet und in gute Hände übergeben. Wir nannten sie Spuri, weil sie so viele Spuren, also Narben oder Kratzer, auf dem Panzer hat. Das Einzige, was doof an ihr ist, dass sie jede Gelegenheit nützt, um aus ihrem Terrarium auszubrechen, um ihr Lieblingsessen (Eisbecher) auf dem Marktplatz zu holen.

Vielleicht fragt ihr euch, wie eine Schildkröte sich einen Eisbecher holen kann. Kurz: Sie holt sich keinen Eisbecher, aber sie weiß, wie sie sich einen ergattern kann. Sie beißt den Leuten in den Fuß, so dass sie sich erschrecken und ihre Eisbecher fallen lassen. Dann isst sie das Eis aus dem heruntergefallenen Eisbecher auf. Meistens aber landen die Eisbecher auf Spuris Rücken. Am Abend dürfen wir Spuri dann putzen.

Aber kommen wir zur Sache: Die Schildkrötengruppe besteht aus Erik dem Anführer und seinem kleinen Bruder Johannes. Emil, der Junge, den alle Ele nennen (das kommt nämlich von Elefant), weil wenn er schreit, schreit er (fast) so laut wie ein trompetender Elefant, ist auch dabei. Wie ihr wahrscheinlich schon gemerkt habt, bin ich auch dabei. Ich heiße Robin. Aber ich werde von allen Reno genannt, weil ich der beste Läufer bin.

Aber kommen wir zur Sache: Eines Tages radelten wir am Schwimmbad vorbei, als plötzlich eine junge Dame rief: "Haltet den Dieb!" Wir hörten die junge Frau nicht, aber als Spuri das Geschrei hörte, dachte sie, es gäbe Eis für sie, denn die junge Dame stand direkt neben einem Eisstand. Spuri sprang runter und lief gleich zur der Frau, um ihren beim Schreien runtergefallenen Eisbecher zu essen.

Das war zu viel für die junge Dame: Als sie die Schildkröte sah, erschrak sie wie jeder normale Mensch und fiel auf der Stelle in Ohnmacht. Ich stieg ab und holte Spuri. Vom Eisbecher war nichts anderes außer dem Becher zu sehen.

Als ich zurück wollte, blieb ich hängen. Ich dachte, ich hatte mich in dem Haselnussstrauch verhängt, der rumwucherte, und sagte: "Kann mir mal jemand helfen?" Aber als ich in ihre Gesichter sah, merkte ich sofort, dass etwas nicht stimmte, und das bestätigte sich sofort: Ich wurde nach hinten gerissen und sah direkt in das Gesicht eines Mannes. Er war um die 40 Jahre alt und hatte ziemlich viele Narben. Am linken Ohr hatte er einen Ohrring, und er hatte schwarze Haare.

Mir rutschte das Herz in die Hose, und Schweißperlen traten mir auf meine Stirn. Der Mann sah zum Fürchten aus. Er ließ mich los und rief: "Kusch! Kusch! Hau ab du kleiner Rotzbengel, sonst versohle ich dir den Hintern!" Ich verkroch mich zu den Anderen, die mit ihren herunterhängenden Unterkiefern ziemlich blöd aus der Wäsche guckten.

Ich ärgerte mich ziemlich, weil der Mann mich "Kleiner" genannt hatte. Ich bin zwölf, und da sollte man mich nicht mehr Kleiner nennen. Stimmt doch, oder? Ich regte mich so auf, dass ich einen Eisbecher aus dem Mülleimer holte und auf den Mann warf, der sich sofort das Gesicht abwischte. "Du Idiot! Dich mache ich fertig! Zur Hölle mit dir!"

Ich rannte, was das Zeug hielt, als ich plötzlich etwas hörte. Ich blieb stehen, um besser hören zu können. Der Mann schnaufte: "Jetzt bist du endlich zur Vernunft gekommen, oder? Jetzt mach ich dich endlich fertig!" Den Mann beachtete ich überhaupt nicht, mich interessierte viel mehr das Geräusch, das anscheinend nähergekommen war. Es klang für mich eher wie eine Erlösung! Es kam immer näher. Ich rannte in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Der Mann, der mich verfolgte, hatte vielleicht ein Hörproblem, denn er hörte das Geräusch scheinbar nicht. Jetzt war es nicht mehr zu überhören. Sogar mein Verfolger blieb jetzt stehen. Ihm schien das Geräusch mächtig Angst einzujagen. Ich guckte auf einen Strommast und sah ein Fahndungsplakat, auf dem ein Foto von dem Gesicht des Mannes abgebildet war. Er hieß "Karlo Schlapp" und war ein Handtaschendieb. Wer ihn fangen konnte, war um 1000 Euro reicher. Karl Schlapp, dem das Geräusch scheinbar immer noch nicht gefiel, ergriff sofort die Flucht.

Keine 20 Sekunden später raste ein Polizeiauto mit angeschalteter Sirene um die Ecke und fuhr hinter Karlo Schlapp her. Es folgte ein Van, in dem Emil, Erik und Johannes saßen. Der Van sah aus wie ein großes Polizeiauto. Ein Polizist stieg aus und half mir in den Wagen, wo Erik mir erzählte, dass Emil, kurz nachdem ich geflohen bin, das Fahndungsplakat entdeckt hatte, und so laut Hilfe geschrien hat, bis alle Polizeiautos der Stadt kamen und mich gesucht haben. Emil ist ganz rot angelaufen, als Erik die Geschichte erzählt hat. Ich habe gesagt: "Das mit allen Polizeiautos der Stadt glaube ich nicht so ganz." Da ist Emil noch roter geworden und Erik ist auch rot angelaufen.

Die 1000 Euro haben wir durch fünf geteilt. Spuris Anteil wurde gleich in Leckerlis investiert. Meiner wanderte in einen Computer. Was die anderen damit gemacht haben, weiß ich nicht. Am nächsten Tag war ein Foto von uns in der Badischen Zeitung mit der Überschrift: Viereinhalb Freunde überführen gefährlichen Handtaschendieb!

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