Völlig losgelöst von der Erde

Zu Besuch in der Werkstatt für das Weltraumlabor "Columbus".  

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Wie fühlt es sich an, schwerelos zu sein? Wie wird man Astronaut? Antworten auf solche Fragen bekamen acht junge BZ-Leser. Sie verbrachten zwei Tage bei der EADS Space Transportation in Bremen, wo derzeit das Weltraumlabor "Columbus" für die Internationale Raumstation ISS gebaut wird. Als eine von bundesweit zwölf Gruppen verarbeiteten die Südbadener ihr Eindrücke zu Beiträgen für das Columbus-Logbuch, das demnächst im Internet erscheinen soll. Einen davon dokumentiert die JuZ vorab.
Eigentlich war es ein ganz normaler Morgen. Ich stand auf, ging ins Bad und genoss die schöne, warme und entspannende Dusche. Beim Zähneputzen überlegte ich, ob ich heute wirklich mit dem Fahrrad zur Schule fahren sollte, denn ich hatte Muskelkater in den Beinen. Genau in diesem Moment ließ ich den Becher fallen, der natürlich in tausend Stücke zersprang. Toll! Warum fällt denn alles immer runter? Blöde Schwerkraft! Ohne sie wäre vieles leichter. Dann wurde mir schwarz vor Augen.

Als ich wieder aufwachte, hatte ich erst gar keine Ahnung, wo ich eigentlich war. Ich befand mich in einem engen Raum, der voll gestopft mit technischen Geräten war, hatte einen blauen Anzug an und schwebte. An der Wand (oder war es am Boden?) war ein Computer. Ich sah ihn mir genau an. Und plötzlich begann er, mit mir zu sprechen: "Hallo, ich bin der Bordcomputer. Ich bin dazu da, um dir alle deine Fragen zu beantworten." - "Wo bin ich hier, und was ist passiert? Und warum schwebe ich?", fragte ich überrascht. "Du bist hier auf der Raumstation ISS. Du schwebst, da wir uns ständig mit einer Geschwindigkeit von 30 000 Stundenkilometern um die Erde bewegen und uns somit die Fliehkraft davor bewahrt, dass wir die Erdanziehung erfahren."

Das war super. Endlich würde mir nie wieder was runterfallen und ich müsste mich auch nie wieder bewegen. Ich konnte einfach fliegen! Doch meine erste Freude war schnell vorbei. Denn plötzlich wurde mir total schwindlig und übel, ich war müde und verlor außerdem jeglichen Orientierungssinn. "Das ist die typische Weltraumkrankheit. Da du im Orbit schwebst, kannst du Oben nicht von Unten unterscheiden und deshalb liefern dir deine Sinne widersprüchliche Meldungen. Dann wird dir schlecht. Beweg dich ein bisschen langsamer und orientiere dich mehr mit deinen Augen, dann wird es dir besser gehen." Ich befolgte diesen Rat und genoss es, weiter herumzuschweben.

Doch langsam bekam ich Kopfweh. "Du bist nicht krank. An deinem Zustand ist dein Herz schuld. Auf der Erde muss es ja immer entgegen der Schwerkraft dein Blut nach oben pumpen. Da es hier keine Erdanziehung gibt, pumpt dein Herz zu viel Blut in deinen Kopf und deine ganze Körperflüssigkeit verlagert sich in den oberen Teil deines Körpers, was auch dazu führt, dass du Kopfweh bekommst. Du wirst noch weitere Auswirkungen der Schwerelosigkeit zu spüren bekommen. Deine Muskeln bauen sich ab, da du hier kaum Kraft benötigst, um dich fortzubewegen. Wenn du nicht trainierst, kannst du kaum noch laufen wenn du zur Erde zurückkehrst", erklärte der Bordcomputer.

Nach all der Aufregung wollte ich mich erst mal ein bisschen entspannen und schlafen. Ich fragte den Bordcomputer, wo denn die Schlafräume seien. Statt Betten waren Schlafsäcke in kleinen Kammern an der Wand befestigt. Ich fragte mich, wie ich wohl in so einem Ding überhaupt schlafen sollte. Das war doch sicher nicht entspannend. Ich brauchte ziemlich lange, bis ich mich überall festgeschnallt hatte. Und schlief dann trotzdem recht gut. Als ich wieder aufwachte, machte ich mich langsam mit dem Leben hier vertraut.

"Du bist nicht krank. Da es hier keine Erdanziehung gibt, pumpt dein Herz zu viel Blut in deinen Kopf, sodass du Kopfweh bekommst." Bordcomputer der Raumstation

Als Erstes wollte ich mich duschen. Das war gar nicht so einfach. Wegen der Schwerelosigkeit könnte Wasser nicht abfließen und offenes Wasser würde in der Raumstation zur Gefahr für elektronische Geräte werden. Also gab es in der Dusche eine spezielle Konstruktion: Erst befeuchtete man seine Haut mit einem Schwamm, der am Ende eines Schlauchs befestigt war. Danach saugte man das Wasser mit einem anderen Schlauch wieder ab. Das Zähneputzen an sich war genau so wie auf der Erde, aber danach kann man sich natürlich nicht einfach den Mund ausspülen. Man muss dazu ein Tuch verwenden. Das Essen war auch so eine Sache für sich. Da man es ja nicht auf Teller ablegen kann, ist man gezwungen, aus Paketen zu essen, welche man auch auf Langstreckenflügen im Flugzeug bekommt. Zum Aufwärmen schiebt man die in die Mikrowelle.

Ich konnte aber auch noch einige andere Dinge beobachten, die durch die Schwerelosigkeit anders waren als auf der Erde. Wenn ich zum Beispiel eine Kerze anzündete, brannte sie zwar ganz gewöhnlich, doch die Flamme war kugelförmig, da der Rauch nicht nach oben steigt. Wenn man einen Raum heizen will, muss man dazu ein Gebläse verwenden, denn die warme Luft vermischt sich im All nicht von selber mit der kalten, da sie nicht wie auf der Erde nach oben steigt. Wenn ich trainieren wollte, musste ich mich mit Gummibändern festschnallen, da ich sonst weggeschwebt wäre. Auch sonst musste ich alles irgendwie befestigen. Am besten sind dafür Klettverschlüsse geeignet.

Bei all diesen Sachen, die es hier draußen zu beachten galt, vermisste ich doch die Erdanziehung. Ich dachte mir, dass ich den Bordcomputer fragen könnte, wie ich wieder nach Hause käme. Er fragte mich, warum ich denn schon wieder gehen wollte. Ich antwortete: "Die Schwerelosigkeit hat einen großen Einfluss auf die Menschen im All, da alles anders ist. Ich habe das Gefühl, durch sie entstehen Probleme."

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