"Wahrheit braucht Zeit"
BZ-INTERVIEW mit dem Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über den Informationszwang im Internetzeitalter.
Was die ARD in ihrer Dauersendung am Freitagabend nach dem Anschlag von München zustande brachte, wirkte ausgesprochen hilflos. Über Stunden wusste man dort nicht, was man senden sollte: immer wieder dieselben kargen Bilder und dieselben mühsamen Gespräche mit Terrorexperten, obwohl man nicht wissen konnte, ob es sich um einen Terrorakt handelte. Bettina Schulte sprach mit dem Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über den Zwang zu berichten angesichts der wieselschnellen Verbreitung von Nachrichten in den sozialen Netzwerken.
BZ: Herr Pörksen, müssen wir eine solche Demonstration von Ungewissheit und Leerlauf ertragen, weil die professionellen Medien von den sofort explodierenden sozialen Netzwerken vor sich her getrieben werden?Pörksen: Ein Terroranschlag und ein Amoklauf – das sind Extremereignisse, das ist der Einbruch des Unerwarteten, des Schockierenden. Und natürlich suchen Menschen gerade in einer solchen Situation nach Informationen, wollen Gewissheit in einer Situation ...