Kinderbetreuung
Warnung vor Kita-Sterben in ostdeutschen Bundesländern
Seit Jahren ist in Deutschland von einer Kita-Krise die Rede. Immer deutlicher wird: Es gibt nicht einen, sondern mindestens zwei Trends. Mancherorts fehlen Plätze, anderswo gibt es ein Überangebot.
Jörg Ratzsch (dpa)
Mi, 18. Jun 2025, 13:54 Uhr
Politik Inland
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Quelle: Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Die BZ-Redaktion hat diese Meldung nicht redaktionell bearbeitet.
Berlin (dpa) - "Freie Kita-Plätze", "Wöchentliche Musikstunden, Waldtage und Ausflüge" - mit Aushängen an Laternenmasten und Flyern werben Kitas im Berliner Bezirk Pankow um Kinder. Anderswo ist die Lage bereits dramatischer: In sächsischen Großstädten wie Leipzig, Dresden oder Chemnitz werden Kitas geschlossen, weil es zu wenige Kinder gibt. Nach jahrelangem Aufbau von Kapazitäten und Meldungen über zu wenige Plätze droht mancherorts ein Kita-Sterben.
"Die Gefahr eines Kita-Sterbens in den östlichen Bundesländern wird zunehmend real und ist regional eine große Herausforderung", sagt die stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Doreen Siebernik. Sie warnt vor den gesellschaftlichen Folgen und einem Dominoeffekt, den die Politik dringend verhindern müsse.
Erst Platzmangel, jetzt Überangebot?
Wie geht das zusammen mit den regelmäßigen Alarmmeldungen über eine Kita-Krise mit hunderttausenden fehlenden Betreuungsplätzen? Es kommt darauf an, wohin der Blick in Deutschland geht, denn bei dem Thema ist das Land in Ost und West geteilt, aber nicht nur - auch regional ist die Lage unterschiedlich.
Das Bewusstsein bei allen wachse, dass die Problemlage in den westdeutschen Flächenländern eine völlig andere ist als in den östlichen Ländern, sagt Familienministerin Karin Prien auf Nachfrage. In den großen Städten sei die Situation wiederum anders, fügt die CDU-Politikerin hinzu.
Wohnraum" sieht die Analyse im Westen am ehesten in den Großstädten ein Ende der bisherigen Kitaplatz-Krise. Es brauche auch Ausbildungsformen, die generalistischer sind, damit die Menschen, die man ausbilde, in vielen Bereichen eingesetzt werden könnten.Die IW-Studie plädiert dafür, Personal nicht abzubauen, sondern zu halten und für eine bessere Betreuungsrelation einzusetzen - also weniger Kinder pro Erzieher oder Erzieherin. Darauf drängt auch die GEW: "Die sinkenden Kinderzahlen sind eine echte Chance, die Qualität des Angebots der Kitas zu verbessern", sagt Gewerkschaftsvize Siebernik. Es müsse verhindert werden, dass die gut ausgebildeten Fachkräfte das Arbeitsfeld verließen. "Ziel ist, die Infrastruktur zu sichern und damit die Attraktivität der Regionen für Familien zu erhalten, anstatt Einrichtungen zu schließen und das Angebot abzubauen."
Kapazitäten seit 2013 deutlich ausgebaut
Seit 1996 haben Eltern in Deutschland für Kinder ab drei Jahren einen Anspruch auf einen Kita-Platz, 2013 wurde er ausgeweitet auf Kinder ab einem Jahr. Seitdem hat ein deutlicher Kita-Ausbau stattgefunden. Knapp 61.000 Einrichtungen waren es laut Statistischem Bundesamt zum Stichtag 1. März 2024, zehn Jahre davor rund 53.000. Die Zahl der Erzieherinnen und Erzieher stieg von 530.000 auf über 780.000, die Zahl der betreuten Kinder von 3,3 auf fast 4 Millionen.
© dpa-infocom, dpa:250618-930-686031/1