Beliebtes Gebäck
Warum deutscher Baumkuchen die Japaner glücklich macht
Der deutsche Konditor Karl Juchheim brachte Anfang des 20. Jahrhunderts den Baumkuchen nach Japan. Heute ist er dort eine der beliebtesten Backwaren überhaupt.
dpa
Mi, 27. Okt 2021, 22:02 Uhr
Panorama
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Anfang des 20. Jahrhunderts lebte Juchheim zusammen mit seiner Frau Elise im chinesischen Qingdao, das damals deutsche Kolonie war. Dort betrieb das Ehepaar eine Konditorei. Im Ersten Weltkrieg nahmen die Japaner das Gebiet ein. Juchheim wurde zum Kriegsgefangenen und nach Japan gebracht. Mit anderen Deutschen wurde er in einem Lager bei Hiroshima interniert. Dort durfte Juchheim backen. Für eine Schau deutschen Handwerks buk er einen Baumkuchen.
Nach dem Krieg ließen sich die Juchheims in Japan nieder und eröffneten in Yokohama ihren ersten Konditorladen. Heute, 100 Jahre später, ist der durch sie bekannt gewordene Baumkuchen zu einem japanischen Klassiker geworden. "Karl Juchheim wollte uns Japanern etwas geben, das uns glücklich macht", erklärt Kawamoto. Noch heute habe Baumkuchen in Japan dieses glückverheißende Image. Ob zu Hochzeiten, als Geschenk für Geschäftspartner oder als Snack für zwischendurch – Baumkuchen kennt jeder Japaner.
Es gibt ihn aufgeschnitten oder in edlen Verpackungen in Konditoreien, in unterschiedlichen Größen eingeschweißt in Supermärkten oder an Bahnhofskiosks und Coffee-Shops. "Regionen haben dabei ihre eigene Variante", erklärt Kawamoto. Denn Baumkuchen, das auf Japanisch "Baumukuhen" heißt, ist ein durch und durch japanisches Produkt geworden. Festgelegte Regeln beim Herstellen von Baumkuchen wie in Deutschland gebe es in Japan nicht, erklärt Kawamoto. So gibt es in Japan heute Varianten mit Erdbeeren, andere werden mit geröstetem grünen Tee, mit Süßkartoffeln und Äpfeln gebacken. Jedes Jahr finden in Japan Baumkuchen-Messen statt, bei denen die Hersteller ihre Produkte präsentieren.
Kawamoto rühmt sich indes, noch heute den "echten" Baumkuchen nach dem deutschen Grundrezept von Karl Juchheim zu backen – also nur mit den Hauptzutaten Butter, Eier, Zucker, Vanille, Salz und Mehl. Und doch sei der Baumkuchen auch bei Juchheim immer mehr verfeinert worden, erzählt der Firmen-Präsident. So verwende sein Unternehmen seit 2020 keinerlei Zusatzstoffe mehr. Nicht etwa aus Gesundheitsgründen, sondern um so das fachliche Können der Bäcker zu bewahren, sagt Kawamoto.
Dieses Können fließt auch in die hochmodernen Backöfen ein, die die Firma entwickelt hat. "Sie sind zu diesem Zweck mit Künstlicher Intelligenz ausgestattet", erklärt Kawamoto. Dank der Technologie könnten die Öfen mit Daten, in die die jeweiligen Fertigkeiten der Bäcker einfließen, gefüttert werden.
Als Juchheims erstes Geschäft in Yokohama 1923 durch das große Kanto-Erdbeben zerstört wurde, machte er in Kobe einen geschäftlichen Neuanfang. Einen Tag vor der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg starb Karl Juchheim. Seine Frau Elise wurde enteignet und musste auf Befehl der Alliierten nach Deutschland. Juchheims frühere Mitarbeiter unternahmen jedoch einen weiteren geschäftlichen Neuanfang. Elise kehrte 1953 nach Japan zurück und wirkte bis zu ihrem Tod 1971 am Unternehmen Juchheim mit.
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