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Was kommt danach?

  • Fr, 18. Dezember 2020
    Schülertexte

Zischup-Autorin Alicia Kiss wollte von Familie, Freunden und Bekannten wissen, ob sie an ein Leben nach dem Tod glauben.

Sieht aus, als schliefe sie: Das Grabm...m Alten Friedhof in Freiburg-Herdern.   | Foto: Thomas Kunz
Sieht aus, als schliefe sie: Das Grabmal der Caroline Walter auf dem Alten Friedhof in Freiburg-Herdern. Foto: Thomas Kunz

Was kommt nach dem Tod? Und was ist der Tod überhaupt? Diese Fragen stellen sich viele Menschen – auch Zischup-Autorin Alicia Kiss, Schülerin der Klasse WAG 9-2 des Freiburger Walter-Eucken-Gymnasiums.

Ist der Tod das Ende des Lebens beziehungsweise das Versagen aller Funktionen im Körper? Diesen Vorgang nennt man Sterben. Ich denke jeden Tag über diese Frage nach, vor allem seitdem mein Opa am 20. Juli 2015 leider verstorben ist. Er lebte in Rumänien und seine Lieblingsbeschäftigung war, von seinem kleinen, aber gemütlichen Garten über die vollbefahrene Straße gegenüber zu seiner Wohnung zu gehen. Wenn er dies nicht tat, konnte man ihn in seinem kuscheligen und schönem Zuhause finden, wo er die meiste Zeit mit seiner Familie verbrachte.

Wenn ich eines rückgängig machen könnte, dann würde ich zuerst an seinen Tod denken. Ich denke aber nicht, dass er komplett weg ist, sondern in irgendeiner Weise auf uns von oben aufpasst, denn seitdem er in dieser Welt rein körperlich nicht mehr anwesend sein kann, sieht man eine Taube im Garten auf seinem Lieblingsplatz. Dies passierte nicht nur einmal, sondern schon öfter. Einmal hat man sogar eine Taube in der Wohnung, in seinem Zimmer auf seinem Bett gefunden, als ob er durch die Taube anwesend sein will und nachschaut, ob es seiner Familie gut geht.

Dazu muss ich sagen, dass ich glaube, dass man nach dem Tod in irgendeiner Weise auf seine zurückgelassenen Menschen aufpassen muss oder soll. Da ich aber weiß, dass man auch anders darüber denken kann, wenn man zum Beispiel eine andere Religion hat, habe ich mich dazu entschlossen, andere Menschen zu fragen, was sie glauben, was nach dem Tod kommt.

Ich habe damit angefangen, meine Familie zu befragen. Es war eindeutig, dass fast alle an dasselbe glauben: Meine Mutter, Andrea Kiss (40 Jahre), meinte: "Die Seele verlässt den Körper und passt auf den Rest von oben auf". Sie war anfangs überfordert mit der Frage, und es hat auch etwas gebraucht, bis eine Antwort kam, aber das war bei allen Befragten so. Ein weiterer Befragter, Franz Kiss (65 Jahre), sagte: "Nachdem man gestorben ist, hat man sein letztes Abendmahl mit allen, die aus dem Licht der Erde erlöscht sind." Ich denke, die Einstellung zum Tod hat auch viel mit der Erziehung zu tun, denn meistens ist es so, dass die Eltern das, was sie glauben, den Kindern für ihr weiteres Leben mitgeben.

Da mir das aber zu wenig war, hatte ich mich dazu entschlossen, in den Schulpausen mal etwas jüngere Personen zu fragen. Also ging ich auf den vollen, lauten Schulhof und fragte, zusammen mit einer Freundin, die Jugendlichen. Keiner der Befragten wollte seinen Namen nennen, aber alle haben meine Frage beantwortet. Hierbei ist mir vor allem aufgefallen, dass viele wie ein von mir befragter Junge (18 Jahre) denken: "Je nachdem, was man auf der Welt getan hat, kommt man in das Paradies oder in die Hölle." Ich finde diesen Gedanken gut und weiß nicht warum, aber sehr viele glauben an das Paradies und die Hölle. Ich habe auch mit einer Frau gesprochen (31 Jahre): "Ich habe keine Vorstellungen davon, was danach kommen wird, aber das finde ich auch gut so, denn im Moment lebe ich ja noch."

Es gibt Menschen, die glauben an das Paradies und die Hölle

Es ist schön zu hören, dass es manche gibt, die einfach im Moment leben wollen und sich keine Gedanken über den Tod machen. Zuletzt habe ich noch zwei Mädchen (15 und 16 Jahre) befragt. Sie waren zuerst sehr überfordert, aber nach langem Nachdenken kam die Antwort. "Ich glaube an die Wiedergeburt, dass man wieder auf die Welt kommt, nur vielleicht nicht in der gleichen Form." Eine Antwort war sehr überraschend. Ein Mädchen unter den Befragten (15 Jahre) meinte: "Ich hoffe, danach kommt nichts." Daran sieht man, dass es auch Menschen gibt, denen ein Leben reicht und die nicht auf ein ewiges Leben hoffen. Aus den Antworten kann man sehen, dass meistens nicht nur einer an etwas glaubt, sondern es immer mehrere sind, die dem zustimmen. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Antworten sind, und es war sehr spannend, von all diesen Leuten eine Antwort zu bekommen und ein Diskussionsthema zu eröffnen, denn ich denke, dass man sich häufig nicht wirklich Gedanken über so ein Thema macht.

An der University of Southampton im Vereinigten Königreich haben Forscher in einer Studie nachgewiesen, dass Menschen mit einer Nahtoderfahrung auch nach dem Herzstillstand noch eine Art Bewusstsein hatten. Diese Studie wurde in der Online-Zeitschrift Resuscitation veröffentlicht. Danach sahen 40 Prozent der reanimierten Menschen ein helles Licht und hatten ein Gefühl der Ruhe. Andere erzählten von Gefühlen der Angst, des Ertrinkens oder des Mitgerissenwerdens durch tiefes Wasser. Ein 57-jähriger Mann wurde drei Minuten für tot erklärt. Er erzählte, er habe seinen Körper komplett verlassen, und konnte später auch alles genau wiedergeben, was das Personal gemacht habe. Er konnte sich auch genau an die Geräusche der Reanimation erinnern.

Also, eine ganz genaue Antwort zum Leben nach dem Tod gibt es nicht. Wir werden es sehen, wenn wir einmal an der Reihe sind.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 18. Dezember 2020: PDF-Version herunterladen

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