Wenn der Schwindel naht

Reisekrankheit: Sind sich die fünf Sinne uneinig, wird Bewegung zur Qual.  

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Endlich Ferien! Ab jetzt wird die Badetasche wichtiger als der Schulranzen. Am Wochenende kommt sie ins Auto. Schnell auf den Rücksitz geklettert und los geht die Fahrt ans Meer, an einen Bach, an den Baggersee oder den Schluchsee. Doch kaum bist du angeschnallt und sitzt ruhig da, melden deine Muskeln dem Gehirn: "KEINE BEWEGUNG!"

Deine Augen sehen während der Fahrt die vorbeiziehenden Häuser, Bäume und Kühe und melden: "BEWEGUNG". Dein Gleichgewichtsorgan im Ohr misst, wie steil die Kurven sind, wie groß die Steigung ist, wie schell das Auto fährt und wie stark es abbremst. Es funkt ans Gehirn: "BEWEGUNG". Das Gehirn denkt wie verrückt. Bewegung oder keine Bewegung ist ab jetzt die alles entscheidende Frage. Doch die Steuerzentrale Gehirn findet keine eindeutige Antwort. Auf die sich widersprechenden Signale antwortet es mit: "ALARM! ALARM!"

Der ganze Körper ist in Aufruhr. Dein Kopf schmerzt. Dir wird schwindlig. Dein Herz pocht wie nach einem Wettrennen. Das spannende Buch, in dem du während der Reise schmökern wolltest, hast du vergessen. An die leckeren Gummibärchen und saftigen Apfelschnitze für die Fahrt magst du gar nicht denken. Du bist blass im Gesicht. Dir ist übel. Denn das Gehirn hat angeordnet, dass dein Magen den Rückwärtsgang einlegt.

Reisen will geübt sein

Du bist reisekrank. Ärzte sagen dazu auch Bewegungsschwindel. Von Krankheit reden sie nicht so gerne, wenn uns im Auto, im Flugzeug oder auf dem Schiff schlecht wird. Nur wenn man ein gesundes Gleichgewichtsorgan besitzt, tritt Bewegungsschwindel auf, sagen sie. Sie finden es auch unbedenklich, wenn man sich übergeben muss. Das Gehirn und die Muskeln sind äußerst angespannt und brauchen viel Energie, um die nicht zueinander passenden Sinneseindrücke zu verkraften. Also wird der Magen stillgelegt. Er hat Pause, damit dem Gehirn für seine Arbeit mehr Kraft zur Verfügung steht.

Kinder zwischen zwei und 12 Jahren werden am häufigsten reisekrank. Babys und älteren Menschen wird beim Reisen nicht so schnell schwindlig. Allerdings kann es mitreisenden Tieren übel werden. Wenn ein Hund während der Fahrt zu stehen versucht, kann es gut sein, dass er gegen anfangende Übelkeit ankämpft. Mit Hunden kann man, wie mit Menschen auch, das Reisen üben. Anfangs kurze und dann immer wieder längere Ausfahrten probieren.

Bisweilen tricksen wir das Gleichgewichtsorgan selber aus und jauchzen, wenn der Magen hüpft. Beim Karussell fahren, Schiff schaukeln, in der Achterbahn oder im Flugsimulator. BEWEGUNG oder KEINE BEWEGUNG ! Der Datensalat im Gehirn bringt den Bauch zum Kribbeln.

Helga Lorenz

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