Sophie war 14 Jahre alt, als sie vergewaltigt wurde. Die Tat begleitet sie wie ein dunkler Schatten. Ein Lied von Bruno Mars ist einer der Schlüsselreize ihrer posttraumatischen Belastungsstörung.
Wenn Sophie das Lied "Grenade" von Bruno Mars hört, wird sie zurückgeworfen – zurück an einen Tag vor vielen Jahren, der ihr Leben seither bestimmt. Was Sophie dann fühlt, ist Angst, manchmal sogar blanke Panik: Ihr Atem wird schneller, sie zittert, manchmal beginnt sie zu weinen und kann damit nicht wieder aufhören. Es ist ein Gefühl der Hilflosigkeit. Besonders schlimm sei es, wenn die Attacken aus dem Nichts kommen, sagt sie, plötzlich und unangekündigt. Was dann hilft: in eine Tüte atmen. Ruhe.
Einen richtigen Nervenzusammenbruch habe sie schon länger nicht mehr gehabt, sagt Sophie. Sie sitzt im Außenbereich ihres Lieblingsrestaurants, einem indischen Gourmettempel, tief im Berliner Osten. Eine steinerne Shiva-Büste thront am Treppenaufgang, grüner Messeteppich bedeckt den Boden. Von drinnen zieht der Duft von Curry und Basmatireis nach draußen. Hier fühle sie sich sicher, sagt sie. Ein Kellner kommt, grinst und hebt zum Gruß die Hand. Sie lächelt. "Einen kleinen Salat ohne Salat", sagt ...