Trockenheit
Wie Ettenheim seine Blühflächen für Hitzeperioden rüstet
Die Stadt Ettenheim hat – wie viele andere Städte auch – zahlreiche ihrer Blühflächen umgestaltet. Sie erklärt die Hintergründe und gibt botanische Einblicke.
Fr, 11. Jul 2025, 11:30 Uhr
Ettenheim
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Der Hintergrund
Wenn der Sommer brennt, blühen sie auf: Auf den naturnahen Flächen in Ettenheim und den Ortschaften blühen inzwischen spezielle Wildpflanzen, die mit Trockenheit klarkommen. Die Stadt Ettenheim nennt sie in ihrer Pressemitteilung "grüne Hitzehelden", die Sonne und Dürre trotzen – und gleichzeitig Insekten wertvollen Lebensraum bieten. Im Rahmen der Projekte "Natur nah dran" in Kooperation mit dem Naturschutzbund (Nabu) und "Blühender Naturpark" des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord hat die Stadt demnach über 80 Flächen mit Wildpflanzen umgestaltet. Das ist ein Schritt der Anpassung an die immer heißer werdenden Sommer. Die naturnah gestalteten Flächen sollen dem Erhalt der Artenvielfalt bei den Insekten dienen. Dass sie auch besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen als etwa konventioneller Rasen, ist laut Stadt ein toller Nebeneffekt. Denn so spart die Kommune durch den geringeren Personalaufwand Zeit und Geld bei der Bewässerung. Damit sind die naturnahen Grünflächen ein praktisches Beispiel für die Klimaanpassung in Ettenheim und auch anderswo.
Das sagt der Bauhofleiter
"Wir sehen, dass die Flächen auch heiße Sommer gut überstehen. Selbst wenn Pflanzen vertrocknen, erholen sie sich von allein wieder, auch ohne aufwändige Bewässerung", sagt Bauhofleiter Markus Ohnemus, der die Flächen mit seinem Team umgestaltet hat.

"Durch zunehmende Monokulturen, häufiger Mahd und Silage kommen die Wiesen kaum noch zur Blüte. Umso mehr kommt den Vorgärten, den Blumenkästen sowie der Friedhofsbepflanzung mit entsprechenden Pflanzen eine immer größere Bedeutung zu. Sie sind wichtige Nahrungsquellen für Insekten. Damit können auch private Gartenbesitzer dazu beitragen, dass Insekten im Sommer ausreichend Nahrung finden", erklärt Markus Ohnemus.
Die Pflanzen

- Die Zypressen-Wolfsmilch ist mit ihrer strahlend gelbgrünen Farbe kaum zu übersehen. Sie wächst an sonnigen, trockenen Standorten und bietet rund 21 einheimischen Schmetterlingsarten mit ihrem Nektar wertvolle Nahrung.
- Die Rundblättrige Glockenblume mag gerne magere Standorte in voller Sonne. Auch sie ist an verschiedenen Standorten in Ettenheim vertreten. Sie bildet eine Pfahlwurzel aus und kann somit an Feuchtigkeit gelangen, die in tieferen Bodenschichten ist. Zwölf Wildbienen-Arten sind auf die Familie der Glockenblumen spezialisiert.
- Die Kartäuser-Nelke ist ohne Blüte kaum von einfachem Gras zu unterscheiden. Wenn sie aber blüht, leuchten viele einzelne Blüten in den pinken Büscheln. Sie zeigt sich oft in Fugen oder Mauerritzen. Sie passt ihre Größe dem Nährstoffangebot am jeweiligen Standort an und wird zwischen 15 und 45 Zentimeter hoch. In Ettenheim ist sie auf vielen naturnahen Flächen zu finden, zum Beispiel in der Freiburger Straße.
- Thymian überzeugt nicht nur in der Gewürzmischung, sondern auch auf sonnigen Flächen. Er ist gut gewappnet, um mit Trockenheit zurechtzukommen: Seine kleinen Blätter sind lederartig und haben kleine Drüsen, mit denen sie ätherische Öle abgeben. Dadurch verdunsten die Blätter weniger Feuchtigkeit – quasi ein natürliches Anti-Transpirant der Pflanze. Außerdem reicht die Wurzel der Pflanze bis in einen Meter Tiefe. So kann sie Feuchtigkeit aus tieferen Bodenschichten ziehen. Der Feld-Thymian wächst polsterartig mit kleinen rosa Blüten. Ihn findet man zum Beispiel in den Baumscheiben in der Thomasbreite in Ettenheim.
- Der Wiesensalbei ist mit einer Wuchshöhe von bis zu 60 Zentimetern und seinen meist blauvioletten Blüten schon von Weitem zu sehen. Er bevorzugt offene Standorte mit viel Licht und ist perfekt für Trockenheit gerüstet: Seine tief reichenden Wurzeln, die dichte Behaarung sowie die ledrigen Blätter mit Wachsüberzug minimieren den Wasserverbrauch.
- Der Milde Mauernpfeffer ist ein richtiger Hitzespezialist und besonders gut an trockene Standorte angepasst. Er gehört zur Familie der Dickblattgewächse, die in ihren fleischigen Blättern Feuchtigkeit speichern. Die grünen Triebe verfärben sich oft rot bis braun, wenn die Sonne viel scheint. Als bodendeckendes Polster eignet er sich als Ergänzung für Staudenpflanzungen. In Ettenheim ist er zum Beispiel auf den naturnahen Flächen im Prinzengarten zu finden.