Rio de Janeiro
Wie Favela-Postboten in Brasilien arbeiten
In Rios unüberschaubarer Favela Rocinha braucht es besonders einfallsreiche Briefträger.
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"Wie wollen Sie einen Brief abliefern, wenn Sie nicht wissen, wohin? In einigen der Gassen haben drei oder vier Häuser dieselbe Nummer, viele haben gar keine, es gibt Straßen mit demselben Namen, aber keine Postleitzahl", schildert der 42-jährige Pedro ein Dilemma, das jeden deutschen Briefträger wohl in die schiere Verzweiflung treiben würde. Die Lösung war eine Straßenkarte, deren Genauigkeit selbst Google Maps beneidet, wie Pedro erzählt, der im Jahr 2000 mit zwei Partnern die "Grupo Carteiro Amigo" (GCA), also in etwa: die Freundlichen Briefträger, gründete. Auf der Karte und im Kundenregister finden sich neben Straßennamen unzählige Anhaltspunkte. "Bar, Geschäft, Telefonzelle, Werkstatt, Hühnerstall, Metzgerei, Treppe drei Familien", lauten einige Einträge. Daran orientiert sich auch Max, der schon seit zehn Jahren die steilen Berghänge als "Freundlicher Briefträger" erklimmt, um den Kunden ihre Korrespondenzen zu bringen. Die Briefsendungen kommen per Postlieferung in das kleine GCA-Zentrum an der Estrada Da Gávea 558. 12 000 Kunden hat die Firma insgesamt auch in anderen Favelas. Die Gebühren für die Kunden: 16 Reais (rund fünf Euro) im Monat. Dafür bekommen sie die Post per Haus geliefert.
"Für mich ist das viel sicherer. Die Rechnungen kommen pünktlich vor der Zahlungsfrist. Der Service ist klasse", freut sich Hildaci Ribeiro. Die "Carteiros Amigos" sind bekannt und ihre Arbeit immer wieder Thema in lokalen Zeitungen und Fernsehreportagen.
"Ich kenne hier fast jeden", sagt Max, der in seinem weißen T-Shirt mit GCA-Logo, Shorts und mit Briefen in der Hand zielsicher jede noch so kryptische Adresse aufspürt. Für die offizielle "Correio" (Post) gelten viele Bereiche von Rocinha als Risikogebiet. Noch bis vor kurzem gehörten Mitglieder von Drogengangs mit schweren Waffen auf offener Straße zum alltäglichen Bild. Zumindest das hat sich nach der "Befriedung" durch fest etablierte Polizeieinheiten 2011/2012 geändert. Doch Schießereien, Tote und Drogenhandel gibt es immer noch.
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