Hacker vs. Terroristen

Wie sehr kann Anonymous dem IS schaden?

Anonymous hat nach den Anschlägen von Paris angekündigt, den Islamischen Staat im Internet zu attackieren. 5500 Twitter-Accounts von IS-Mitgliedern will die Hackergruppe lahmgelegt haben.  

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Maskierter Anonymous-Hacker  | Foto: AFP
Maskierter Anonymous-Hacker Foto: AFP
Nach den Attentaten von Paris hat sich die Hackertruppe Anonymous im Internet zu Wort gemeldet. Die Organisation veröffentlichte Videobotschaften, in denen sie in mehreren Sprachen der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) den Kampf ansagt. Nun erklärte die Bewegung, im Rahmen der Operation #OpParis 5500 Twitter-Accounts von Anhängern des IS lahmgelegt zu haben.

Nachprüfen lassen sich die Angaben von Anonymous nicht. Um Accounts aus dem Netz zu nehmen, müsste entweder das Unternehmen die entsprechenden Accounts schließen, wofür ein Verstoß gegen die Twitter-Richtlinien vorliegen müsste. Hierzu zählen Beiträge, die zu Gewalt auffordern oder Identitätsbetrug. Oder das Passwort des Users wurde gehackt und das Konto anschließend gelöscht oder blockiert. Twitter selbst war für eine Stellungnahme allerdings nicht zu erreichen.

Wie erfolgreich die Hackergruppe ist, lässt sich schwer einschätzen

Arne Schönbohm vom Verein Cyber-Sicherheitsrat, der Unternehmen, Behörden und politische Entscheidungsträger zum Thema Sicherheit im Internet berät, nimmt die Hackertruppe dennoch ernst. Er geht davon aus, dass Anonymous dem IS durchaus Probleme bereiten könnte. Die Organisation habe ihre Schlagkraft bereits mehrfach unter Beweis gestellt. "Es ist davon auszugehen, dass Anonymous Internetseiten des IS mit Hilfe sogenannter DDos-Attacken gezielt überlastet und damit lahmlegen wird", sagt Schönbohm. Die Aktionen in den Sozialen Netzwerken richten sich hingegen vor allem gegen Propaganda- und Anwerbeaktivitäten der Terrororganisation.

Der IT-Experte hält es außerdem für möglich, dass sich die Organisation Zugang zu Datenbanken des IS verschaffen könnte. Dadurch wären auch sensible Daten des Islamischen Staats von der Offenlegung bedroht – beispielsweise deren Finanzströme und Organisationsstrukturen. "Es gibt einen harten Kern bei Anonymous, der über solche Fähigkeiten verfügt", sagt Schönbohm. Allerdings dürfe man dieses Engagement nicht unkritisch sehen. "Natürlich handelt es sich bei solchen Aktionen, nicht um ein gesetzlich legitimiertes Handeln, sondern letztendlich um eine Form der Selbstjustiz", sagt Schönbohm. "Das, was Anonymous jetzt tut, wäre eigentlich eine staatliche Aufgabe."

Wie schlagkräftig die Hackertruppe tatsächlich ist, lässt sich kaum einschätzen. Das liegt auch daran, dass sich Anonymous nicht auf einen bestimmten Personenkreis festlegen lässt. Die Bewegung gleicht einem losen weltweit agierenden Verbund anonymer Hacker, Netzaktivisten und Sympathisanten, die sich im Internet in Chats und Foren abstimmen und dann von Fall zu Fall losschlagen. Dabei werden nicht nur Aktionen im Netz organisiert, sondern auch Demonstrationen und politische Proteste. Im World Wide Web präsentiert sich die Internetguerilla vor allem in Videos, die meist über Youtube veröffentlicht werden. Die Akteure tragen stets eine Guy-Fawkes-Maske, bekannt aus dem Film "V wie Vendetta". Weiteres Markenzeichen sind die von einer verzerrten Computerstimme gesprochenen Erkennungssätze: "Wir sind Anonymous. Wir sind Legion. Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht. Erwartet uns."

In den Anfangszeiten der Bewegung stand vor allem der Kampf gegen Zensur im Vordergrund. Nach wie vor sympathisiert die Gruppe mit der Enthüllungsplattform Wikileaks und deren umstrittenen Gründer Julian Assange. Im Zusammenhang mit politischen Kampagnen und Hackerangriffen trat Anonymous etwa 2008 auf die Bildfläche. Bekannt wurde die Gruppe vor allem mit Aktionen gegen die Scientology-Sekte. Als Visa und Mastercard im Dezember 2010 ihre Zusammenarbeit mit Wikileaks aufkündigten, griff Anonymous die Webseiten der Finanzdienstleister an. Zudem gehen auch mehrere Cyberattacken auf Internetseiten von Staaten wie dem Iran, Zimbabwe oder Ägypten auf das Konto der Aktivisten. Sie wollen vor allem auf Verstöße gegen Menschenrechte und Meinungsfreiheit aufmerksam machen. Im Juni 2015 – nach dem Angriff radikaler Islamisten auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo – kündigte Anonymous ebenfalls Aktionen gegen den Islamischen Staat an. Auch hier zielten die Angriffe auf Aktivitäten des IS in den Sozialen Netzwerken.

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