Radsport
Wie sich der Münstertäler Mountainbiker Julian Schelb in der Weltspitze festsetzen will
Der Münstertäler Julian Schelb ist einer der besten deutschen Mountainbiker. Am Höhepunkt seiner Karriere hat der 32-jährige Olympia-Teilnehmer von Paris noch einmal den Rennstall gewechselt.
So, 29. Jun 2025, 10:00 Uhr
Mountainbike
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Julian Schelb kann sich noch gut erinnern. "Eigentlich fahre ich fast schon immer Mountainbike", sagt der Münstertäler an diesem Abend. Hinter dem Zimmermann liegt ein harter Arbeitstag. Denn einmal die Woche arbeitet der eigentliche Radprofi in seinem klassischen Ausbildungsberuf. "Aber auch nur, wenn ich zu Hause bin." Denn Schelb lebt ein Leben auf der Straße. Der 32-Jährige ist Mountainbike-Profi. Einer der erfolgreichsten Deutschlands.
Dass es dazu kam, hat viel mit seiner Herkunft zu tun. "Der Schwarzwald ist die optimale Region für meinen Sport", erzählt er. Als junger Schwarzwaldbursche experimentierte Schelb mit unterschiedlichen Sportarten. Das Mountainbiken aber wurde zur Leidenschaft. "Es ist ein technischer Sport, es geht nicht nur um Ausdauer, sondern auch um eine gute Fahrtechnik", sagt Schelb.
Mit sechs Jahren fuhr er sein erstes Rennen. Es war der Auftakt eines rasanten Aufstiegs. Denn in den Jugendklassen erfuhr sich der Münstertäler rasch den Ruf des großen deutschen Hoffnungsträgers. Insbesondere nachdem er 2013 bei der U-23-Weltmeisterschaft die Silbermedaille gewonnen hatte.
Immer wieder warfen ihn Erkrankungen zurück
Im Anschluss lernte Schelb aber auch die Schattenseiten des Erfolgs kennen. Sein erstes Engagement im Profi-Metier beim Multivan-Merida Biking Team endete 2016. Immer wieder warfen ihn Erkrankungen zurück. Allergien und Atembeschwerden behinderten den Sprung in die Elite-Klasse. Acht Jahre später hat Schelb nun wieder den Sprung in einen Profi-Rennstall gewagt. Seit vergangenem Dezember fährt er für das niederländische Team KMC Ridley und ist somit zurück im Profi-Geschäft. Er wohnt aber weiter im Münstertal und trainiert somit wie zuvor an den Hängen des Schauinslands, Belchens und Feldbergs. "Ich will es gerne noch mal besser machen und brauche jetzt eine neue Herausforderung", sagt Schelb.
Leicht gefallen ist ihm der Wechsel nicht. Denn in den vergangenen acht Jahren hatte er seine Nische gefunden. Eine Nische, die ihn bis zu den olympischen Spielen in Paris gebracht hat.
Denn etwa ein halbes Jahr nachdem Schelb 2016 eigentlich die Radschuhe an den Nageln gehängt hatte, begann er erneut. Diesmal für das Münstertäler Team Stop&Go Marderabwehr. In vertrautem Umfeld und in einem Team, das er selbst mitgründete. Teamchef Hans-Jörg Schelb, mit dem er weder verwandt, noch verschwägert ist, baute um das Ausnahmetalent herum eine Mannschaft auf, die mittlerweile zur Weltspitze gehört. 2024 war dann das erfolgreichste Jahr seiner Karriere. Der verspätete, ganz große Durchbruch. Der Auszug der Ergebnisliste ist beeindruckend: Silber bei der EM in der Short Track-Disziplin, Bronze bei den EM in der olympischen Cross-Country-Disziplin. Und auch im Weltcup mischte Schelb ganz vorne mit: Fünfter beim Weltcuprennen in Crans-Montana in der Cross-Country-Disziplin und Zweiter in der Short Track-Disziplin.
Platz 15 bei Olympia ist für Schelb "das absolute Highlight"
Aufgrund der guten Ergebnisse nominierte ihn der deutsche Verband im vergangenen Frühjahr für die Olympischen Spiele in Paris. "Als Mountainbiker Olympia zu erleben, ist das absolute Highlight", sagt Schelb über seinen 15. Platz in Paris.
Um diesen Quantensprung zu bestätigen, hat Schelb nun also erneut den Sprung ins Profigeschäft gewagt. Sportdirektor von Schelbs neuem Team ist Bart Brentjens, der 1996 in Atlanta Olympia-Gold gewann. "Dank der letzten acht Jahre im eigenen, selbst verwalteten Team habe ich viel über den Rennsport und mich selbst gelernt. Jetzt bin ich bereit, mich wieder zu 100 Prozent auf die Rennen zu konzentrieren und will natürlich ganz vorne mitmischen", erklärt Schelb seinen Wechsel. Und bisher geht die Rechnung auf. Nach einem guten Winter und einem holprigen Frühjahr scheint Schelb nun eine erfolgreiche Symbiose mit seinem neuen Material gefunden zu haben. Vergangenes Wochenende fuhr er beim MTB-Weltcup in Val di Sole auf den sechsten Rang. Sein zweitbestes Weltcup-Ergebnis überhaupt. "Das ist eine Bestätigung, die guttut", sagt Schelb. Er hofft, dass es so weitergeht: "Mein großes Ziel ist die WM in Crans-Montana in der Schweiz."
Von den Hängen des Schwarzwalds in die Weltspitze – Julian Schelb hat es geschafft. Und legt gerade erst so richtig los.
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