Zischup-Interview
"Wir wollten Soldat werden"
Hans-Joachim Bross ist 96 Jahre alt, lebt in Denzlingen und war im Zweiten Weltkrieg als Soldat unter anderem in Freiburg und Österreich stationiert. Seine Enkelin Charlotte Gromann hat ihn interviewt. .
Charlotte Gromann, Klasse 8c, St. Ursula-Gymnasium (Freiburg)
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Zischup: Hast du dich darüber gefreut, dass du Soldat wurdest?
Bross: Ja, weil wir erstens keine Schule hatten und zweitens waren wir von der Naziregierung und der Hitlerjugend so getrimmt und gedrillt, dass man gerne Soldat werden wollte.
Zischup: Wie lange warst du Soldat?
Bross: Bis zum Kriegsende, also fast zwei Jahre lang.
Zischup: Wie hat es sich angefühlt, von deiner Familie getrennt zu sein?
Bross: Da ich in Freiburg stationiert war, bin ich kaum von meiner Familie getrennt gewesen. Es war kaum anders als davor. Das Leben bei der Flak, der Flugabwehr, war sehr vielfältig. Wir mussten schießen lernen und noch anderes mehr. Zur Ausbildung waren wir eine Woche am Chiemsee. Unsere Stellung war an der Bischofslinde in Freiburg, in der Nähe vom Flückiger Baggersee. Am 27. November 1944 war der große Bombenangriff auf Freiburg. Am Abend hatte ich ab 18 Uhr Telefondienst. Um kurz vor halb acht kam der Beobachtungsposten und sagte, dass ich rauskommen solle, er höre Flugzeuggeräusche. Wir hatten an diesem Abend dichten Nebel und konnten nur etwa drei Meter weit sehen. Als ich draußen stand, konnte auch ich die Flugzeuggeräusche deutlich hören. Daraufhin habe ich unser Regiment auf dem Lorettoberg angerufen und mitgeteilt, dass wir Flugzeuggeräusche im Osten der Stadt hören und dass sie zumindest Voralarm geben sollen. Leider haben sie auf unsere Meldung nicht reagiert und erst Alarm gegeben, nachdem die ersten Bomben gefallen waren. Auch wir in unserer Flugabwehrstellung wurden von Bomben getroffen und ich wäre um ein Haar durch umherfliegende Trümmerteile verletzt worden.
Zischup: Sind damals Bekannte von dir ums Leben gekommen?
Bross: Leider wurde mein Klassenkamerad aus Denzlingen mit anderen zusammen am Geschütz nebenan durch eine Bombe verschüttet.
Zischup: Hattest du in deiner Zeit als Soldat auch mal Angst zu sterben?
Bross: Nein, nie. Ich hatte mich an das Leben gewöhnt und außer in der Bombennacht wurden wir in Freiburg nie beschossen. In Hausach, wo ich anschließend stationiert war, war es gefährlicher, da hatten wir fast jeden Tag Angriffe abzuwehren. Gleich nach der Bekanntgabe des Kriegsendes machte ich mich mit einigen Kameraden auf den Heimweg. Wir mussten uns dabei einige Male den Soldaten der Besatzungstruppen ausweichen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich Angst hatte.
Zischup: Hatte dein Leben als Soldat Auswirkungen auf dein späteres Leben und auf deine Berufswahl?
Bross: Ja, als ich auf dem Heimweg war und all die gesprengten Brücken und zerbombten Häuser in Freiburg sah, fasste ich den Entschluss, beim Wiederaufbau helfen zu wollen. Eigentlich war mein Plan, Brückenbauer zu werden, aber der Berater beim Arbeitsamt meinte, ich solle Richtung Architektur gehen. Das habe ich dann verwirklicht. Zuerst habe ich eine Ausbildung als Maurer gemacht und habe bei sehr vielen Häusern in Freiburg beim Wiederaufbau mitgeholfen. Anschließend bin ich Architekt geworden.
Zischup: Hatte der Krieg noch weitere Einflüsse auf dein Leben?
Bross: Ja. Nach der Flugabwehr war ich noch bei den Gebirgsjägern in Österreich in den Alpen stationiert, dort habe ich die Liebe zu den Bergen entdeckt. Deswegen bin ich Alpenspezialist für den Schwarzwaldverein geworden und fahre immer noch sehr gerne in die Berge.
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