Wyhl-Protest als Inspiration für die Gegenwart

BZ-Redaktion

Von BZ-Redaktion

Do, 25. Mai 2023

Wyhl

Plakate, Bilder, Dokumente – die Ausstellung "Atom. Strom. Protest." in der Landesbibliothek in Stuttgart vermittelt spannende Einblicke in die nach wie vor aktuelle Auseinandersetzung um die Atomkraft – nicht nur in Wyhl.

Eine kleine Delegation des Heimatvereins Wyhl war am Montag bei der Vernissage zur Ausstellung "Atom. Strom. Protest. 50 Jahre Wyhl und anderswo" (siehe BZ vom Mittwoch) in der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart zu Gast – auf Einladung des Direktors der Landesbibliothek, Rupert Schaab. Der Verein plant, eine Busfahrt zur Ausstellung in die Landeshauptstadt zu organisieren.

Die Ausstellung umfasst Plakate, Bilder und Dokumente. Darunter sind auch einige Exponate aus dem Archiv der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen in Weisweil. Außerdem werden einige Wyhl-Aktive den Besuchern besonders vorgestellt, wie zum Beispiel Meinrad Schwörer aus Wyhl und Hans Weide, teilt Erhard Schulz, Mitglied im Sprecherkreis der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen, mit.

Petra Olschowski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, unterstrich die Bedeutung des Atomprotestes für die demokratische Entwicklung des Landes und äußerte die Hoffnung, dass die Ausstellung neben Zeitzeugen auch die jüngere Generation anlocken und für die wichtigen Proteste der Gegenwart inspirieren werde. Jan-Henrik Meyer ordnete in einem Vortrag über die Geschichte der Atomkraftkontroverse das Thema der Ausstellung historisch ein – von den Kampagnen für die friedliche Nutzung des Atoms in den 1950er Jahren, über den Protest der 1970er Jahre bis zum scheinbaren Ende großer Technikvisionen nach der Katastrophe von Tschernobyl. Die Aktualität des Themas zeige sich auch im Wiederaufflammen der Kontroverse im Zuge des Atomausstiegs der Bundesrepublik und in der bleibenden Entsorgungsfrage.

Rupert Schaab sprach in seiner Einführung in die Ausstellung ebenfalls von einem "heftig diskutierten Thema". In Bezug auf Wyhl charakterisierte er den Zusatz "und anderswo" als ersten Erfolg des Protestes, da dadurch eine Perspektive eröffnet wurde, die nicht lokal begrenzt war. Der Protest an sich stehe im Fokus der Ausstellung. Schaab wies auf die große Sammlung an Plakaten, Flugblättern und Pamphleten der Bibliothek für Zeitgeschichte hin, über die die Landesbibliothek verfügt. Die Ausstellung nehme zwar prominent auf diese Bezug, man sei sich aber der "Macht der Bilder" bewusst und habe dies in der Konzeption berücksichtigt. Besonders hob der Bibliotheksdirektor den Austausch mit Zeitzeugen im Vorfeld hervor und ermutigte auch weiterhin zu Feedback auf Basis der persönlichen Erinnerung. Schaab lobte auch die Aufführung des Theaterstücks "Rote Sonne, dunkle Nacht", die er Anfang Mai in Wyhl persönlich miterlebt hatte.

Neben den Plakaten und Flugschriften bietet die Ausstellung zahlreiche weitere Exponate, beispielsweise auch Filmaufnahmen, mit moderner Ausstattung dargeboten. Die Ereignisse rund um Wyhl würden in größere Zusammenhänge eingeordnet, ohne dass dabei der Blick für das Detail verloren gehe, lobt der Heimatverein. Auch reproduziere die Ausstellung nicht unreflektiert Mythen rund um den Protest, sondern falle durch ihre Ausgeglichenheit auf.

Mehr Infos zur Ausstellung unter

https://mehr.bz/bibliowyhl