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Zickman, Zickero oder Zickenbock?

  • Bettina Giessler

  • Sa, 03. Februar 2001
    Zisch

Anregungen für den Duden.

OFFENBURG. Neulich am Computer: Was ist denn nun schon wieder?! Alle sind drin - sogar unser Bobbele Boris! - nur ich komme nun plötzlich nicht mehr in dieses verflixte WorldWideWeb. Da scheint die geballte Ladung weibliches Feingefühl, die ich dem Computer entgegenschleudere, ebenso wenig zu nützen wie die vielbeschworene weibliche Intuition.

Mein Bauch weigert sich strickt, mir zu sagen, auf welche Taste ich nun drücken muss um eine Verbindung zu dem Netz der Netze herzustellen. Dabei muss ich doch sooo dringend in meine Mailbox... "Mach mir jetzt bloß keine Zicken!", fauche ich zwischen den Zähnen durch dem eigensinnigen Computer entgegen. Ups, unser Computer - eine Zicke? Das geht doch gar nicht. Schließlich zählt er ganz eindeutig zu der männlichen Domäne und... eine männliche Zicke? Nein, niemals!

In Duden, Lexika und Wörterbüchern ist man sich nicht vollkommen einig, wie man die Zicke letztendlich definieren möchte. Man findet alles von launisch, schnippisch und eigensinnig bis hin zu überspannt, hochnäsig, verklemmt und aufsässig. In einem Punkt stimmen jedoch alle miteinander überein: weiblich. Vielen Dank! Ist den Herren Dudenschreibern denn niemals die Idee gekommen, dass womöglich auch ein Mitglied ihrer eigenen Spezie hin und wieder eines dieser Attribute aufweisen könnte? Garantiert nicht, besonders wenn man in einem fünfbändigen Standardlexikon nebst "ostmitteldeutsch: Ziege" und "Rehgeiß" als Worterklärung "unangenehme weibliche Person" lesen muss. Da haben sich die Herren der Schöpfung mal wieder fein aus dem Schneider gemacht.


zickig = launisch, prüde eigensinnig, überspannt, hochnäsig, verklemmt, schnippisch, aufsässig. Der Duden

Doch ist die Bezeichnung Zicke wirklich nur den Frauen auf den Leib geschneidert? Selbst wenn es einst vor Urzeiten einmal so gewesen sein soll - Moden ändern sich. Ich bin mir sicher, die Bezeichnung würde heute auch an dem ein oder anderen männlichen Erdenbewohner wie angegossen sitzen - und vielleicht sogar ziemlich schick aussehen? Wer weiß, es gibt schließlich auch Frauen, die auf Machos und Konsorten stehen. Damit sich die Männer nicht allzu gleichberechtigt mit der Frau fühlen, sollte man ihnen vielleicht einen eigenen Namen zugestehen. (Hier weisen komischerweise sämtliche Lexika eine nicht zu verbergende Lücke auf, obwohl sie mit sitt und Co beim neuesten Trend die Nase immer vorne haben.)

Wie wäre es denn mit Zicker, Zickerich, dem antiken Zickero oder lieber mit anglizistischem Einschlag, der Zickman? Mit was für einer Anrede der maskuline Zicker sich in Zukunft auch immer schmücken möchte, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Tatsache ist und bleibt jedenfalls: Zicke kommt zwar von Ziege, aber schließlich haben nicht nur die Geißen Hörner. Der männliche Bock hat nicht nur größere (zu allem Überfluss säbelartig gebogene oder gedrehte) Hörner, sondern versteht diese durchaus auch zum Piesacken, zum Sticheln und zum Mit-dem-Kopf-durch-die-Wand-Rennen einzusetzen.

Bevor der männliche Teil der Schöpfung das nächste Mal wieder eine abwertende Bemerkung über Zicken loslässt, sollte er sich vorsichtshalber zuerst einmal an den eigenen Zickenbart fassen. Denn jeder hat seine zickigen Momente - egal, ob Zicke oder Zickenbock...

Ressort: Zisch

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 03. Februar 2001: PDF-Version herunterladen

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