Zischup-Interview mit einer Altenpflegerin

"Zu wenig Wertschätzung"

Anne-Christine Haist ist Altenpflegerin. Und das gerne. Luca Haist, Schüler der Klasse 9a des Theodor-Heuss-Gymnasiums Freiburg, wollte unter anderem von ihr wissen, warum es in der Altenpflege einen Fachkräftemangel gibt.  

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Altenpflege ist ein anspruchsvoller Be...enig Wertschätzung entgegen gebracht.   | Foto: dpa
Altenpflege ist ein anspruchsvoller Beruf. Ihm wird aber zu wenig Wertschätzung entgegen gebracht. Foto: dpa
Zischup: Warum sind Sie Altenpflegerin geworden?
Haist: Weil es mir Freude macht, anderen zu helfen. Ich habe es mir zum Ziel gemacht, Senioren durch qualitativ hochwertige Pflege beim Erhalt oder Wiedererlangen der Lebensqualität im Alter zu unterstützen.
Zischup: Sie sprechen von qualitativ hochwertiger Pflege. Wie kann man diese gewährleisten?
Haist: Bereits in der dreijährigen Ausbildung sollten die Auszubildenden aufmerksam und motiviert lernen, um das notwendige Fachwissen zu erwerben. Dieses muss auch später immer wieder durch Fort- und Weiterbildungen erneuert werden.
Zischup: Ist der Beruf Altenpflege ein Beruf mit Zukunft?
Haist: Ja, denn es gibt aufgrund des Demografischen Wandels immer mehr alte und pflegebedürftige Menschen, die nicht nur in Altersheimen, sondern auch zunehmend zu Hause durch ambulante Pflegedienste versorgt werden. Außerdem werden examinierte Pflegefachkräfte auch in anderen stationären und ambulanten Bereichen, wie zum Beispiel in Rehabilitationseinrichtungen, Krankenhäusern oder Psychiatrien, eingesetzt.


Zischup:
Was glauben Sie, warum bei dem Beruf Altenpflege ein solcher Fachkräftemangel herrscht?
Haist: Zum einen erfährt die Altenpflege als Beruf zu wenig Wertschätzung. Ihr Image ist aus gesellschaftlicher Sicht negativ besetzt, da oft über die schlechten Arbeitsbedingungen berichtet wird. Dass die Altenpflege nicht nur aus Waschen und Anziehen, sondern auch aus medizinisch notwendigen Tätigkeiten sowie Hilfestellungen in allen Lebensbereichen besteht, wissen die wenigsten. Zum andern sind die Arbeitszeiten nicht besonders familienfreundlich. Meist müssen Pflegefachkräfte in wechselnden Arbeitsschichten wie Früh-, Spät- und Nachtschicht arbeiten. Dies ist eben auch an Wochenenden und Feiertagen der Fall. Hinzu kommt noch, dass es nicht nur ein körperlich anstrengender Beruf ist, sondern auch zeitweise psychisch belastend sein kann. Nicht zu vergessen ist auch die hohe Verantwortung, die jede Fachkraft für ihr Handeln und den Pflegebedürftigen trägt. Zuletzt spielt die Bezahlung ebenfalls eine bedeutende Rolle bei dem Fachkräftemangel. Diese hängt stark von den einzelnen Arbeitgebern ab. Allgemein behaupte ich aber, dass Altenpflegefachkräfte nicht ausreichend für ihre vielfachen Leistungen bezahlt werden.

Zischup: Welche Vorschläge haben Sie, um die Arbeitsbedingungen angenehmer zu gestalten?
Haist: Die Entlohnung sollte entsprechend zur Leistung deutlich erhöht werden. Ebenso sollten 100-prozentige Zuschläge für Sonn- und Feiertage verpflichtend für alle Arbeitgeber werden. Außerdem würden flexiblere Arbeitszeiten den Beruf familienfreundlicher gestalten. Um den Zeitdruck für Pflegefachkräfte zu verringern und die Qualität der Pflege zu verbessern, sollte unbedingt der Personalschlüssel nach oben korrigiert werden. Außerdem ist es unabdinglich, viel Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, um den Beruf Altenpflege die Anerkennung zu verleihen, die er verdient.

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