"Zur eigenen Genesung beitragen"

ZISCHUP-INTERVIEW mit der Freiburger Ärztin Kathrin Terres über die Wirkungsweise chinesischer Medizin.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Kathrin Terres   | Foto: privat
Kathrin Terres Foto: privat

Chinesische Medizin und Schulmedizin. Zwei völlig verschiedene Gebiete? Zischup-Reporter Caspar Terres, Schüler der Klasse 8a des Kollegs St. Sebastian in Stegen, wollte mehr über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden medizinischen Disziplinen wissen und hat die Ärztin Kathrin Terres befragt, die in Freiburg eine Praxis für Innere Medizin und Chinesische Medizin füht. Caspar Terres ist ihr Sohn.


Zischup: Was hat Sie dazu bewegt, eine ärztliche Karriere zu beginnen?
Terres: Ich wollte schon als kleines Mädchen Ärztin werden. Erstens wollte ich wissen, wie der menschliche Körper funktioniert und zweitens wollte ich anderen Menschen helfen.
Zischup: Warum haben Sie sich für die Chinesische Medizin entschieden?
Terres: Als ich mit dem Studium fertig war und erste Erfahrungen als Ärztin an einem Universitätsklinikum sammeln konnte, habe ich relativ schnell gemerkt, dass ich zwar mit dem Studium der Schulmedizin und der Weiterbildung in der Inneren Medizin ein sehr gutes Rüstzeug habe. Es gab aber immer wieder Situationen, in denen meine Kollegen und ich ratlos waren und keine eindeutige Diagnose stellen konnten. Das hat mich dazu gebracht, einen anderen Zugang zu suchen, und das war dann letztendlich die Chinesische Medizin.
Zischup: Was unterscheidet denn die Schulmedizin von der Chinesischen Medizin?
Terres: Die Schulmedizin ist eine recht junge Disziplin, die erst ein paar 100 Jahre alt ist. Die Chinesische Medizin dagegen ist schon über 2000 Jahre alt. Sie ist eine Naturheilkunde, deren Wissen von Generation zu Generation weitergegeben wurde, als Tradition. Sie ist eine Erfahrungsmedizin. Das bedeutet, dass Erfahrungen auf Grund von Beobachtungen weitergegeben, verfeinert und fortlaufend weiterentwickelt wurden. Im Unterschied dazu stützt sich die Schulmedizin auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die im Rahmen von Studien gewonnen werden.
Zischup: Gibt es bei den verschiedenen Medizinsystemen auch verschiedene Vorgehensweisen?
Terres: Ja. In der Chinesischen Medizin befragen wir den Patienten ausführlich. Er schildert uns, wie er sich fühlt, und beschreibt die Qualität von Empfindungen und Beschwerden. Wir betrachten unter anderem seinen Gang, seine Haltung, seine Stimme, den Ausdruck seiner Augen, die Beschaffenheit der Haare und Nägel, seine Zunge. In der Schulmedizin brauchen wir dagegen fast immer messbare Veränderungen am oder im Körper, die in einem Labor oder mit Hilfe von Röntgengeräten festgestellt werden.
Zischup: Warum kommen Ihre Patienten zu Ihnen?
Terres: Die Patienten, die zu mir kommen, waren in der Regel schon bei ihrem Hausarzt oder entsprechenden Fachärzten. Wenn die jeweiligen Untersuchungen keine eindeutige Diagnose ergeben haben oder die durchgeführte Therapie nicht zum Erfolg geführt hat, suchen die Patienten bei mir Rat. Aber es kommen auch viele Patienten mit chronischen Erkrankungen zu mir, die mit der Chinesischen Medizin eine Ergänzung zur klassischen schulmedizinischen Behandlung wünschen.
Zischup: Und wie läuft so eine Patientenbehandlung genau ab?
Terres: In der Regel behandle ich die Patienten nach einem ausführlichen Erstgespräch, das rund eine Stunde dauert. Danach betrachte ich die Zunge, fühle die Pulse an beiden Handgelenken und stelle die chinesische Diagnose. Anschließend erkläre ich die fünf Therapiesäulen der Chinesischen Medizin. Diese sind Akupunktur, das bedeutet das Setzen von feinen Akupunkturnadeln an bestimmen Körperstellen, chinesische Arzneimitteltherapie, bei der Pflanzenbestandteile als Teeabkochung oder in Tablettenform eingenommen werden. Dann gehören zu den fünf Säulen auch eine Ernährungsberatung, spezielle Massagen und Bewegungsformen wie Qi Gong oder Thai Chi, bei denen es darum geht, die Lebensenergie Qi wieder in den Fluss zu bringen, um zum Beispiel Schmerzen oder Stagnation aufzulösen.
Zischup: Wie viele Patienten haben Sie in der Woche?
Terres: Zwischen 20 und 30, für die ich mir viel Zeit nehme. Das Konzept in der Chinesischen Medizin kann auch nur dann greifen, wenn der Patient selbst zu seiner Genesung beiträgt, zum Beispiel durch mehr Bewegung oder eine Ernährungsumstellung. Letzten Endes wollen wir seine Selbstheilungskräfte aktivieren und ihn zu mehr Lebenspflege anleiten.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel