Großbritannien

Zwei Jahre nach Krönung – Wie steht es um Charles?

Mancher Brite lobt den König dafür, wie er mit seiner Krebsdiagnose umgeht. Ein Satz von Prinz Harry zum Gesundheitszustand seines Vaters sorgt nun für neue Schlagzeilen – und Spekulationen.  

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König Charles III. und Königin Camilla... Buckingham Palastes aus der Menge zu.  | Foto: Owen Humphreys (dpa)
König Charles III. und Königin Camilla winken nach der Krönungszeremonie vom Balkon des Buckingham Palastes aus der Menge zu. Foto: Owen Humphreys (dpa)

Auf manchen Fotos wirkt Charles III. doch gealtert. In den zwei Jahren seit seiner Krönung in London musste er eine Krebsdiagnose verkraften und vor einigen Wochen wegen Nebenwirkungen der Therapie zur Beobachtung ins Krankenhaus. Trotzdem sieht man den 76-Jährigen viel - fast so, als wäre nichts gewesen.

Ausgerechnet ein Satz seines Sohns Prinz Harry (40) sorgt nun allerdings für Schlagzeilen. Er wisse nicht, wie lange sein Vater noch zu leben habe, sagte Harry in einem BBC-Interview, in dem er zugleich Hoffnung auf Versöhnung äußerte.

Dem Palast dürfte der Satz überhaupt nicht gefallen haben, meinen manche Kommentatoren. Die Aussage werde in den Medien und in der Öffentlichkeit weitere Spekulationen auslösen, sagte eine frühere Palastsprecherin dem Sender Sky News. Wenn sich Harry eine Versöhnung wünsche, mache man das im Privaten - und nicht in einem Interview.

Sind Briten mit ihrem König warm geworden?

Nach der 70-jährigen Regentschaft seiner Mutter Königin Elizabeth II. musste Charles ein großes Erbe antreten. Die Queen war mit ihren Corgis, ihren Hüten und ihrem lebenslangen Staatsdienst eine Ikone. Nach ihrem Tod im September 2022 wurde Charles am 6. Mai 2023 in der Westminster Abbey offiziell gekrönt.

Vor der Kirche wartet zwei Jahre später ein Taxifahrer, Andrew Braisted. Charles sei erst spät auf den Thron gekommen, sagt er. "Wenn andere in den Ruhestand gehen, hat er mit dem Arbeiten erst angefangen. Das muss man ihm hoch anrechnen." Das Erbe der Queen anzutreten, sei auch keine leichte Aufgabe gewesen. "Das hat er hervorragend hinbekommen", findet Braisted.

Ausgerechnet ein Satz seines Sohns Prinz Harry sorgt  für Schlagzeilen.  | Foto: Alberto Pezzali (dpa)
Ausgerechnet ein Satz seines Sohns Prinz Harry sorgt für Schlagzeilen. Foto: Alberto Pezzali (dpa)

Aus seiner Krebserkrankung habe Charles keine allzu große Sache gemacht. Er habe die Öffentlichkeit informiert, aber zugleich hart gearbeitet und versucht, dass die Erkrankung seine alltäglichen Aufgaben nicht zu sehr beeinflusse. Auch andere Leute, die man in der Stadt fragt, zollen ihm dafür Respekt.

Wie groß ist die Unterstützung für die Monarchie?

Nach dem Tod der Queen witterten manche bereits das Ende des Königshauses. In Umfragen erhält die Royal Family aber weiterhin Rückhalt: Dem Unternehmen YouGov zufolge geben sechs von zehn Briten (58 Prozent) an, eine positive Meinung über das Königshaus zu haben. Allerdings ist die Unterstützung vor allem bei konservativen und älteren Menschen groß. Jüngere Generationen sind der Umfrage zufolge skeptischer.

Obwohl die Unterstützung für die Monarchie auf lange Sicht abgenommen habe, sei sie insgesamt noch beliebt, sagt Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. Aktiv gegen sie engagiere sich nur eine Minderheit, etwa die Gruppe Republic. "Und verglichen mit all den anderen Themen, mit denen das Vereinigte Königreich derzeit konfrontiert ist, hat die Frage der Monarchie eine äußerst geringe Priorität", erklärt Prescott. Nur wenige Politiker würden sich damit beschäftigen.

Fördert eine Monarchie Ungleichheit?

Manche kritisieren, die Monarchie gebe den Ton in der Gesellschaft vor, dass nicht alle Menschen gleich seien. Indem man eine Familie heraushebe, sei die Monarchie mit heutigen Werten wie Gleichheit nicht kompatibel, sagt auch Prescott. "In der Praxis allerdings hat die Geschichte gezeigt, dass die Monarchie zentral war für die relative Stabilität des Vereinigten Königreichs."

Wenn es in Großbritannien ein Problem mit Ungleichheit gebe, habe das in der Praxis eher mit der Steuerpolitik zu tun - dass Einkommen stärker besteuert werde als Kapital -, und mit der chronischen Unfähigkeit des Landes, Wohnraum zu schaffen. "Schweden, Norwegen und Dänemark sind alle Monarchien und werden als Beispiel für Länder mit großer Gerechtigkeit und Gleichheit angesehen, mehr als viele Republiken."

Was fasziniert Leute an der Monarchie?

Vor der Westminster Abbey stehen zwei Frauen aus dem US-Staat Texas, die schon zu Charles" Krönung angereist waren. "Wir mögen König Charles. Wir lieben alles am Königshaus hier", sagt eine von ihnen. Faszinierend sei für sie die lange Geschichte. "Alles ist so anständig", findet die andere. "Ich glaube, das haben wir in unserer Welt heutzutage verloren. Alles ist so unverbindlich."

Seit zwei Jahren König: Charles III.  | Foto: Justin Tallis (dpa)
Seit zwei Jahren König: Charles III. Foto: Justin Tallis (dpa)

Die Königsfamilie sei diplomatisch nützlich, was sich etwa bei US-Präsident Donald Trump zeige, sagt ein Mann, der um die Ecke für den britischen Wiedereintritt in die EU demonstriert. Trump hatte sich mehrfach bewundernd über die Royals geäußert - inmitten des Zollstreits hat Premierminister Keir Starmer ihn nun zu einem weiteren Staatsbesuch eingeladen.

Andere klingen nüchterner. Der König helfe ihm auch nicht dabei, seine Rechnungen zu bezahlen, sagt ein Arbeiter, dessen Familie aus der Karibik stammt. "Er hat mit uns nichts zu tun und wir haben mit ihm nichts zu tun." Die Royals würden über den Klimawandel sprechen, dann aber viel fliegen und Länder besuchen, die früher britische Kolonien gewesen seien. Er habe aber auch nichts gegen das Königshaus. Der Tourismus profitiere davon.

Wie stehen die Chance für eine Versöhnung mit Harry?

Harrys jüngstes Interview zeigt nun erneut die Verwerfungen in der Familie. Vor fünf Jahren hatten er und seine Frau Herzogin Meghan sich von ihren royalen Pflichten losgesagt, mittlerweile leben sie in den USA. Das Verhältnis zur Königsfamilie gilt als zerrüttet. Nach einer erneuten Niederlage vor Gericht, wo Harry für seine Sicherheitsvorkehrungen kämpfte, machte er diese Kluft im Interview deutlich. Und äußerte doch Hoffnung auf Versöhnung.

Man merke Harry seinen Ärger, sein Misstrauen und seine Verzweiflung an, sagt die frühere BBC-Expertin Jennie Bond. In dem Interview habe er gesagt, er wisse nicht, wie lange sein Vater noch zu leben habe. "Ich gehe davon aus, dass Harry ein wenig mehr über den Gesundheitszustand des Königs weiß als der Rest von uns." Die Familie traue ihm nicht, solche privaten Unterhaltungen für sich zu behalten. Dass er nun mit seinen Gefühlen so in die Öffentlichkeit gegangen sei, werde das noch verstärken.

Zurück zum Taxifahrer an der Westminster Abbey. Er berichtet davon, dass Fahrgäste immer noch Dinge über Charles" frühere Frau Prinzessin Diana sowie seine heutige Gattin Königin Camilla wissen wollten - und auch Harry sei immer wieder Thema. So etwas ist bei der Faszination für die Royals nicht ganz unwichtig: Die Leute haben etwas, worüber sie reden können.

So auch nach Harrys jüngstem Interview.

Schlagworte: Prinz Harry, Craig Prescott, Donald Trump

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