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Bildung

25 Prozent aller Viertklässler können nicht richtig lesen

  • dpa & afp

  • Mi, 17. Mai 2023, 11:51 Uhr
    Deutschland

Wegen großer Schwächen beim Leseverständnis droht jeder vierte Viertklässler abgehängt zu werden. Laut der Iglu-Studie hat der Anteil leseschwacher Schülerinnen und Schüler stark zugenommen.

Lesen fällt nicht allen Viertklässlern leicht (Symbolfoto).  | Foto: Felix Heyder
Lesen fällt nicht allen Viertklässlern leicht (Symbolfoto). Foto: Felix Heyder
25 Prozent aller Viertklässler in Deutschland erreichen nicht das Mindestniveau im Lesen und Textverständnis, das nötig wäre für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit. International liegen die Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz nur im Mittelfeld. Das ist das Ergebnis der am Dienstag in Berlin vorgelegten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu), die alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Viertklässlern in mehr als 60 Ländern und Regionen testet und miteinander vergleicht. Darin wird der Anteil der leseschwachen Schüler in Deutschland als "alarmierend hoch" bezeichnet. Bei der vorherigen Iglu-Erhebung, die 2017 veröffentlicht wurde, lag er bei 19 Prozent. Die betroffenen Schüler würden in ihrer weiteren Schullaufbahn "erhebliche Schwierigkeiten in fast allen Schulfächern haben", sofern sie den Rückstand nicht aufholen könnten, so die Studie.

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger bezeichnete die Ergebnisse als "alarmierend". Gut lesen zu können sei eine der wichtigsten Grundkompetenzen und das Fundament für Bildungserfolg, sagte die FDP-Politikerin. Die Studie zeige, dass dringend eine "bildungspolitische Trendwende" nötig sei.

Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken forderte ein Vorziehen des Startchancen-Programms. Sie sei für "eine stufenweise Umsetzung, die noch in diesem Jahr mit den Grundschulen beginnt", sagte Esken. Sie forderte zugleich die Länder auf, mehr gegen Lehrermangel zu unternehmen.

Kritik an "ritualisierter Empörung"

Die Grünen-Bildungsexpertin Nina Stahr nannte die Studienergebnisse "ein erneutes Warnsignal für die Bildungspolitik auf allen Ebenen". Unionsfraktionsvize Nadine Schön (CDU) erklärte, jetzt seien Länder, Kommunen und Schulträger gefragt, aber auch die Bundesbildungsministerin. Linksfraktionsvize Nicole Gohlke forderte insgesamt mehr Geld.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft verlangte zusätzliche Finanzmittel. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, kritisierte eine ritualisierte Empörung: "Das Messen der Wissenschaft und das Klagen der Politik kennen wir schon." Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte, die Politik scheine sich mit den desaströsen Ergebnissen verschiedener Studien abgefunden zu haben.

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Ressort: Deutschland

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