Bei einer Flugschau in Ramstein kollidierten am 28. August 1988 drei Jets, 70 Zuschauer starben, mehr als 1000 wurden verletzt – viele Wunden sind bis heute nicht verheilt. Viele Fragen bleiben unbeantwortet. Wir haben eine Mutter getroffen, deren Tochter damals von Wrackteilen erschlagen wurde.
An Tagen, an denen Edeltraud Koch einfach nicht wahrhaben will, dass ihre Tochter Karin tot ist, setzt sie sich an ihren Computer und öffnet dieses eine Bild. Es zeigt einen roten Lastwagen, völlig demoliert, eingehüllt von einer schwarzen Rauchwolke, von Stichflammen. Vor dem Führerhaus im Gras liegt ein lebloser Körper, halb bedeckt. "Das muss Karin sein", sagt Edeltraud Koch bestimmt. "Als das Flugzeug in die Zuschauermenge krachte, saß sie mit dem Rücken angelehnt an einen Reifen und war am Stricken." So jedenfalls hat es Edeltraud Koch später vom Freund ihrer Tochter erfahren, der das Unglück überlebte.
Laut Polizei wurde die 22-Jährige wie viele andere von umherfliegenden Wrackteilen erschlagen. Die Identifizierung gelang nur anhand eines Röntgenbildes ihrer Zähne. Vom Anblick des Leichnams wurde Edeltraud Koch abgeraten. Sie verzichtete, schonte sich. Doch gerade dieser fehlende Abschied erschwert ihr bis heute, 30 Jahre nach dem verheerenden ...