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Bernd Wagner (Freiburg )
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Herr Ostermann benennt in seinem Kommentar zutreffend den Kernkonflikt unserer Zeit: Investieren wir in Panzer oder in Kitas, in Aufrüstung oder in unsere Zukunft? Wenn der im SPD-Manifest geforderte Weg des Dialogs als "alte Sehnsucht" abgetan wird, verwechselt man Nostalgie mit bewährter politischer Erfahrung. Die Geschichte lehrt uns: Kriege enden am Verhandlungstisch, und nachhaltige Sicherheit in Europa lässt sich nicht gegen, sondern nur mit seinen Nachbarn – auch Russland – erreichen. Die Forderung nach einer gemeinsamen Sicherheitsarchitektur ist keine weltfremde Nostalgie, sondern ein pragmatischer Ansatz.
Die unausgesprochene, aber tatsächliche Alternative zur Diplomatie ist die Fortsetzung des grausamen Abnutzungskrieges – mit untragbaren Kosten für die Ukraine, für den Wohlstand in Europa und dem unkalkulierbaren Risiko einer finalen Eskalation. Ist das verantwortungsvolle Politik? Dabei dürfen wir nicht übersehen, dass der russische Angriffskrieg – so völkerrechtswidrig und inakzeptabel er ist – eine Vorgeschichte hat. Ohne eine ehrliche Analyse aller Faktoren, die zu dieser Krise geführt haben, wird es keinen dauerhaften Frieden geben.
Zudem ist die oft beschworene militärische Unterlegenheit Europas ein Mythos: Die europäischen NATO-Staaten gaben 2024 bereits mehr als 450 Milliarden Euro für Verteidigung aus – gegenüber 150 Milliarden in Russland. Selbst gegen eine auf Kriegswirtschaft umgestellte russische Volkswirtschaft beträgt das Verhältnis 3:1.
Besonders wir Deutsche sollten uns unserer Geschichte bewusst sein. Aus unserer Vergangenheit erwächst eine besondere Verpflichtung: mit Nachdruck und Einfühlungsvermögen auf diplomatische Lösungen zu drängen, so schwierig und langwierig sie auch sein mögen. Das ist weder Nostalgie noch naive Friedenssehnsucht – das ist historische Verantwortung und politische Vernunft.
Bernd Wagner, Freiburg