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Australien

Am Bondi Beach sind die Schönen und Schaulustigen zu Hause

Philipp Laage

Von Philipp Laage (dpa)

Sa, 02. Februar 2019 um 13:14 Uhr

Panorama

Schicke Lokale, lässige Bars, teure Friseursalons, Modeläden mit Designerklamotten: Der Bondi Beach ist der berühmteste Strand Australiens. Seine Anziehungskraft reicht weit über die Landesgrenzen hinaus.

Gestählt in die Wellen: früh morgens am Bondi Beach Foto: visitnsw.com (dpa)
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Der berühmteste Strand Australiens wird von Surfern aus Sydney eher gemieden. "Die Einheimischen kommen nicht unbedingt hierher", sagt Bruce Hopkins. "Die Wellen sind nicht gut zu reiten, sie brechen schnell." Trotzdem ist Bondi Beach ein Mythos, ein Wahrzeichen, seine Anziehungskraft reicht weit über die Landesgrenzen hinaus. Und Hopkins hat seinen Teil zur Legendenbildung beigetragen.

Als Head Life Guard ist Bruce "Hoppo" Hopkins das Gesicht der erfolgreichen australischen Fernsehserie "Bondi Rescue". Mittlerweile 13 Staffeln zeigen die Arbeit der Rettungsschwimmer. Hopkins – 50 Jahre alt, schlank, Dreitagebart – macht den Job schon seit 27 Jahren. Sein Alter sieht man ihm nicht an. "Ich genieße den Job immer noch", sagt er in seinem Büro im Bondi Pavillon. "Es ist gut, hier draußen zu sein und den Leuten zu helfen."

Und Hilfe wird dort benötigt. Kein Wunder, weil pro Tag manchmal 30 000 bis 40 000 Besucher an den Strand am Pazifischen Ozean kommen. Touristen aus aller Welt gehen dort ins Meer oder sie stellen sich zumindest für ein Foto an der Promenade auf. Manche legen ihre zumeist eher bleichen Körper kurz oder etwas zu lange in die Sonne. Andere melden sich bei der Surfschule am Nordende des Strandes für einen Crashkurs an, um wenigstens einmal für zwei oder drei Sekunden auf dem Brett zu stehen. Viele sind das allerdings nicht, denn es dreht sich am Bondi Beach sowieso nicht alles nur um das Wellenreiten mit dem Brett. Auch ist Bondi kein klassischer Badestrand, weil es gefährliche Strömungen im Meer gibt. Offenbar geht es um etwas anderes. Aber um was?

Steht am Bondi Beach etwa der Körperkult im Mittelpunkt?

Frühmorgens am Strand liegt das Wasser noch ruhig da unter einem dunstigen Himmel, hinter den Wolken wartet die Sonne auf ihren Auftritt. Mehrere Dutzend Jogger stapfen bereits durch den Sand, ihre Bühne misst gut einen Kilometer. Die ersten Surfbretter liegen im Wasser, Handtücher werden ausgebreitet, Kleidungsstücke abgelegt, Kinder betüddelt. An öffentlichen Fitnessgeräten machen junge Frauen und Männer ihre Übungen, und man fühlt sich dazu ermutigt, auch gleich mal ein paar Klimmzüge zu machen.

Steht am Bondi Beach etwa der Körperkult im Mittelpunkt? Dieser Eindruck drängt sich auf – im Vorortviertel Bondi und auch in den Straßen rund um den Strand. Fitte Herren laufen barfuß mit Surfboard unter dem Arm durch die Stadt, den Overall bis unter den Bauchnabel heruntergekrempelt. Schönlinge auf Skateboards schieben austrainierte Waden durch die Straßen. Lange Hosen tragen Männer offenbar nur in Berufen, in denen das absolut notwendig ist. Und die Frauen in ihren Hotpants scheinen zeigen zu wollen, dass viele Stunden Workout in ihren Oberschenkeln stecken.

Die Leute bewegen sich in Bondi zwischen schicken, lässigen Lokalen und Bars, hochpreisigen Friseursalons, Surfshops und Modeläden mit Designerklamotten. Bäckereien erheben das Brotbacken zum Kunsthandwerk ("artisan sourdough bakers"), Imbisse sind wie selbstverständlich vegan ("plant based eatery"). Der Versuch, in einem Café eine Cola zu bestellen, schlägt fehl. Es gebe nur selbstgemachte Limonaden, erklärt die Bedienung mit einem etwas mitleidigen Blick. "Sorry!"

Der Schriftsteller Leif Randt schrieb in einer Geschichte für die Zeit über den Bondi Beach: "Am Anfang designen Menschen Orte, dann designen sich Menschen auf Orte hin." Er habe das Gefühl, dass in Bondi auch Konkurrenzdenken eine Rolle spiele. Randt beschreibt den Strand als eine Art Club, dessen Türsteher in den Köpfen der Menschen sitzt. Den weniger sportlichen Badegästen werde zwar nicht der Zutritt verweigert, aber: "Jeder entscheidet für sich allein, ob er an einem Ort aus der Norm fallen möchte oder nicht."

Die Arbeit der Rettungsschwimmer hat sich verändert

Bruce Hopkins kennt Bondi seit seiner Kindheit. Vor 20 Jahren hätten in der Gegend noch viel mehr Einheimische gewohnt, sagt er. Viele junge Leute kämen für zwei, drei Jahre zum Arbeiten her. Wer Familie hat, ziehe heute eher woanders hin. "Es ist sehr viel teurer geworden, hier zu leben." Eine Zwei-Zimmer-Wohnung taxiert Hopkins auf 800 bis 1000 australische Dollar Miete, das sind 500 bis gut 600 Euro – und zwar pro Woche. Der Rettungsschwimmer weiß um die Veränderungen in der sozialen Struktur. Mehr Menschen als früher würden ihre Muskeln stählen und ein bisschen Botox hier und da spritzen. "Was immer du machst, du wirst gesehen", stellt Hopkins fest und strahlt den unaufgeregten Gleichmut eines Surfers aus, der merkt, dass er eine Welle nicht erwischt und einfach auf die nächste wartet.



Auch die Arbeit der Rettungsschwimmer habe sich verändert. "Als ich angefangen habe, hatten wir nur Boards und Trillerpfeifen", erzählt Hopkins, der für Workshops weltweit unterwegs ist. Früher reagierten die Lebensretter vor allem, wenn es Notfälle gab, heute setzt man auf Prävention, klärt auf, greift frühzeitig ein. Mindestens sechs Rettungsschwimmer sind am Bondi Beach täglich im Einsatz, wenn viel los ist, noch mehr.

Mittags am Strand haben sich die sportlichen Aktivitäten sichtbar verlangsamt, auch wenn jetzt mehr Gewusel herrscht als am Morgen. Sie sind alle noch oder wieder da: Surfer, Pumper, Pärchen, Familien, Tagesausflügler, Touristen. Die Sonne strahlt, der Sand blendet.

Bondi Beach liegt nicht weit von der City entfernt

Wer das Treiben am Bondi Beach beobachtet, landet schnell bei der Frage, warum ausgerechnet dieser Strand so berühmt ist. Ob es daran liegt, dass sich die Bewohner Sydneys schon im 19. Jahrhundert dort erholten? Oder war es der Besuch der Queen? Englands Königin, die auch das Staatsoberhaupt Australiens ist, setzte 1954 ihren Fuß auf den weißen Sand. Ihr Enkel, Prinz Harry, und seine Frau Meghan kamen vor ein paar Monaten an den berühmten Strand. Ein Grund, dass dieser ein weiteres Mal dank der Royals in den Schlagzeilen landete. Und dass bei den Olympischen Spielen im Jahr 2000 die Beachvolleyball-Turniere am Bondi Beach ausgetragen wurden, hat ebenfalls zum Bekanntheitsgrad beigetragen.

Hopkins hat eine simple Erklärung für die Popularität des Strandes: Bondi Beach liege nicht weit von der City entfernt und sei deshalb perfekt für Reisende. "Wenn sie nach Australien kommen, dann kommen sie nach Bondi", sagt Hopkins.

Der Meerwasserpool des Bondi Icebergs Club am südlichen Abschluss des Bondi Beach wird von den rauen Wellen des Ozeans umspült. Der Club geht auf ein paar hartgesottene Rettungsschwimmer zurück, die auch in der kalten Jahreszeit ihre Fitness trainieren wollten. Das war 1929. In diesen Tagen ist jeder Gast willkommen. Abends im Restaurant des Icebergs: Cooles Ambiente, Jazz ist zu hören. In dem Lokal lassen sich immer wieder mal Prominente blicken. Der Blick fällt durch die Fensterfront zum Strand. Im Halbdunkeln liegen noch einige Dutzend Surfer auf dem Wasser. Die Silhouetten verschwinden langsam, der Vorhang fällt. Morgen beginnt die nächste Aufführung.
Bondi Beach

Lage: Bondi Beach liegt zehn Kilometer östlich der Innenstadt von Sydney am Pazifischen Ozean. Der Strand im gleichnamigen Stadtviertel gilt als meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Stadt – gleich nach dem Opernhaus und der Harbour Bridge. Es gibt eine Tramverbindung aus der City, Fahrtzeit rund 30 Minuten.

Anreise und Formalitäten: Mit einer Umsteige-Flugverbindung geht es von Deutschland nach Sydney, zum Beispiel über Dubai oder Singapur. Für die Einreise nach Australien müssen deutsche Urlauber vorab online das kostenlose E-Visitor Visum beantragen. Außerdem kann die Einreisegenehmigung Electronic Travel Authority (ETA) beantragt werden, sie kostet jedoch eine Gebühr.

Übernachtung: Am Bondi Beach gibt es viele Übernachtungsmöglichkeiten und das in allen Kategorien – schicke Hotels, aber auch vergleichsweise günstige Hostels und Ferienwohnungen. Viele Reisende übernachten jedoch am liebsten in der Innenstadt.
Geld: Ein australischer Dollar (AUD) sind etwa 0,62 Euro (Stand: Januar 2018). Kreditkartenzahlung ist weit verbreitet.

Informationen: http://www.australia.com www.sydney.com.com

Co2-Kompensation: Von Frankfurt nach Sydney je nach gewähltem Zwischenstopp 200-230 Euro pro Person.

Ressort: Panorama

  • Zum Artikel aus der gedruckten BZ vom Sa, 02. Februar 2019:
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