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Sommerloch-Tier

Angeblicher Löwe in Frankreich unterwegs

Axel Veiel
  • Fr, 04. August 2017
    Panorama

Mehrere Menschen wollen eine freilaufende Raubkatze im Westen Frankreichs gesehen haben.

Oh lá lá – klare Sache: Dieser Löwe muss in Frankreich zu Hause sein.  | Foto: Donovan van Staden
Oh lá lá – klare Sache: Dieser Löwe muss in Frankreich zu Hause sein. Foto: Donovan van Staden
PARIS. Der Löwe ist los. Erst hat er das nördlich der Loire gelegene französische Departement Mayenne erkundet, dann ist er in die Normandie weitergezogen. Das behaupten jedenfalls aufgeschreckte Bürger, die ihn hier wie da gesehen haben wollen. Sie sind bei der Polizei vorstellig geworde
n, woraufhin das Tier zur Fahndung ausgeschrieben und den Sicherheitskräften Anweisung erteilt wurde, es zu betäuben und festzunehmen.

Angesichts dieser Herausforderung haben Gendarmerie und Polizei aufgestockt. Mit Feuerwehr und Tierärzten sind sie angerückt, haben Wärmekameras und Helikopter eingesetzt. Wie das bei Fahndungshinweisen allerdings so ist: Nicht immer fügen sich die Zeugenaussagen zu einem eindeutigen Bild.

Zu den ersten Aufgeschreckten, die sich bei der Polizei gemeldet haben, zählt ein Lkw-Fahrer. "Ich habe sofort gesehen, dass es ein Löwe war", gab der Mann zu Protokoll. "Ich habe mir gesagt, das darf doch nicht wahr sein, habe umgedreht und noch einmal genau hingeguckt. Das Tier hatte den Kopf eines Löwen, die Haltung eines Löwen, die für einen Löwen kennzeichnende Höhe der Schulterblätter und war etwa einen Meter hoch."

Zu den letzten Personen, die Alarm geschlagen haben, zählen eine Autofahrerin und ein Gendarm. Sie wollen die Raubkatze unweit der normannischen Kleinstadt Saint-Lô beobachtet haben. Der für die Sicherheit der Region verantwortliche Unterpräfekt Michel Marquer hat laut darüber nachgedacht, ob die beiden womöglich aus einem Luchs einen Löwen gemacht haben. Zoologen wiederum tendieren dazu, in dem gesuchten Tier einen Puma zu sehen. Obwohl Gendarmen und Polizisten zu Dutzenden durch Feld und Flur streifen, haben sie das Tier bisher nicht stellen können. Nicht einmal auf Tatzenspuren sind sie gestoßen. Die Suche nach gerissenen Schafen oder Hunden verlief ebenfalls ergebnislos. Kein Gerippe weit und breit. Was insofern verwundert, weil ein Löwe täglich vier Kilo frisches Fleisch zu vertilgen pflegt.

Sollte den Alarm auslösenden Mitbürgern hier die Fantasie durchgegangen sein? Ist der Löwe etwa nur ein Sommerloch-Tier? Das ist eine Frage, die sich Frankreichs Sicherheitskräfte zwar stellen dürfen, die sie aber nicht von der Aufgabe entbindet, die Jagd fortzusetzen. Das Risiko, dass Menschen zu Schaden kommen, weil Hinweise nicht ernstgenommen wurden, will kein Ordnungshüter eingehen.

Dass kein Zoo oder Zirkus Verlustanzeige erstattet hat, macht die Suche nicht einfacher. Jetzt haben die Behörden nicht registrierte Raubkatzenbesitzer aufgerufen, flüchtige Tiere zu melden.

Sommerloch-Tiere

2001: Killerwels Kuno soll in Mönchengladbach einen Dackel verspeist haben. Er wurde aber nie gefunden.
1994: Kaiman Sammy entkam seinem Halter und wurde bei Dormagen aus einem See gezogen.
2011: Kuh Yvonne büxte in Bayern aus und wurde Wochen später eingefangen.
2013: Schnappschildkröte Lotti steht im Verdacht, im bayrischen Irsee einem Jungen die Achillessehne durchtrennt zu haben. Sie wurde nie gefunden.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 04. August 2017: PDF-Version herunterladen

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