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Arbeiten in der Antarktis

  • Tobias Böhringer, Klasse 8b, Goethe-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 27. April 2018
    Schülertexte

Außergewöhnliche Arbeits- und Lebensbedingungen auf der Neumayer Station III.

Felix Riess unter Pinguinen  | Foto: Felix Riess
Felix Riess unter Pinguinen Foto: Felix Riess

Felix Riess ist von Beruf Elektrotechnikingenieur. Klingt erst einmal nicht aufregend. Riess arbeitet aber nicht irgendwo, sondern unter Extrembedingungen in der Antarktis. Zischup-Reporter Tobias Böhringer hat mit ihm telefoniert. Erreicht hat er ihn auf dem Rückweg aus der Antarktis – in Südafrika.

Als Ingenieur arbeitet Riess für das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Er ist schon zum zweiten Mal in der Antarktis und überwintert auf der Neumayer Station – jedes Mal für die Dauer von 15 Monaten. Wenn er nicht in der Antarktis ist, arbeitet Riess im Büro des Polar- und Meeresforschungsinstituts in Bremerhaven. Der Weg in die Antarktis führt über Kapstadt in Südafrika mit einem Flugzeug zu einer russischen Forschungsstation. Diese hat als einzige Forschungsstation eine Landepiste für luftbereifte Flugzeuge. Von dort geht es mit einem Kleinflugzeuge zur 700 Kilometer entfernten Neumayer Station III. Der Flug dauert rund zwei Stunden.

Die Aufgaben von Riess in der Antarktis sind die Betreuung der EDV-Anlagen sowie das Speichern, die Aufarbeitung und Weiterleitung der dort gewonnenen Forschungsdaten. Zudem kann er sein Hobby als Funker auch beruflich gut einsetzen. So betreut und wartet er die Funktechnik der Station und ist für den Funkbetrieb des innerantarktischen Flugverkehrs verantwortlich.

Neben der Arbeit bleibt in der Antarktis auch Zeit für Freizeitaktivitäten. Die Neumayer Station III bietet einen Fitness-Raum sowie eine Bar, Tischkicker, Dartscheiben und Billardtische, aber auch Internet und eine große Sammlung an Spielfilmen für Kino-Abende. "Zu den Highlights gehören Ausflüge zu den Pinguin-Kolonien, die aus 6000 bis 8000 Tieren bestehen und etwa zehn Kilometer von der Station entfernt leben. Ebenso gibt es die Möglichkeit, in den Spuren von Kettenfahrzeugen Langlaufski zu fahren", erklärt Riess.

Abgeschnitten vom Rest der Welt? "Nein", sagt Riess, "denn die schnelle Internetverbindung über Satellit macht es möglich, täglich mit meinen Angehörigen und Freunden zu sprechen. Sogar die Zeitverschiebung ist gering, nur eine Stunde". Zudem gibt es auch Kontakte zu benachbarten Forschungsstationen anderer Länder. Manchmal stehen auch gegenseitige Besuche an. Dabei muss aber bedacht werden, dass der nächste Nachbar, die südafrikanische Forschungsstation, etwa 180 Kilometer entfernt ist. Das entspricht einer Flugstunde oder einer 24-stündigen Fahrt mit dem Pistenbully.

Die Neumayer Station III besteht seit neun Jahren und ist ganzjährig mit mindestens neun Personen bewohnt. Im antarktischen Sommer sind bis zu 60 Forscher auf der Station. Sie liegt auf dem etwa 200 Meter dicken Schelfeis, 17 Kilometer von der Eisabbruchkante entfernt. Die GPS-Koordinaten der Station ändern sich ständig, da sich das Eis mit 0,5 Meter am Tag in Richtung Meer bewegt. Das sind rund 170 Meter im Jahr. Warum die Station so dicht an der Eisabbruchkante gebaut wurde, erklärt mir Riess wie folgt: "Die Versorgungscontainer mit Nahrungsmitteln, Diesel und anderem können nur über den Seeweg bis zur Eiskante gebracht werden. Von dort aus müssen sie von Pistenraupen bis zur Station gezogen werden. Außerdem hat Deutschland erst vor rund 40 Jahren begonnen, eine permanent besetzte Station in der Antarktis zu errichten, auch wenn die Polarforschung bereits vor 150 Jahren begonnen wurde. Zu dieser Zeit waren schon viele Standorte in der Antarktis belegt."

Riess erklärt, dass es in der Antarktis jährlich 100 bis 150 Zentimeter Neuschnee gibt. Aufgrund der niedrigen Temperaturen zwischen minus zehn Grad im Sommer und bis zu minus 50 Grad im Winter taut der Schnee nicht weg. Damit die Neumayer Station III nicht unter dem Schnee begraben wird, wird die Station zweimal im Jahr durch ein hydraulisches Hubsystem angehoben.
Die Energieversorgung der Station erfolgt über drei Dieselgeneratoren. Ein Teil des Energiebedarfs wird durch umweltfreundliche Windkraft gedeckt. Derzeit gibt es ein interessantes Forschungsprojekt: Ein Gewächshaus zum Gemüseanbau unter Extrembedingungen ist in Betrieb genommen worden. Es dient der Vorbereitung für den Einsatz auf der Internationalen Raumstation im Weltall. Ries zu seinem Arbeitsplatz: "Ein nicht alltäglicher Arbeitsplatz mit vielen spannenden und interessanten Erfahrungen sowie eine gute Mischung aus Theorie und Praxis."

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 27. April 2018: PDF-Version herunterladen

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