BZ-Interview
Arbeitsmarktforscher Bosch: „Ich bin für zwei Mindestlöhne“

BZ-INTERVIEW mit Gerhard Bosch, der sich für einen gesetzlichen Mindestlohn und für allgemein verbindliche Tarifverträge einsetzt.
FREIBURG. Der Arbeitsmarktforscher Gerhard Bosch meint, Deutschland brauche einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn. Mit dem Geschäftsführender Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) an der Universität Duisburg-Essen sprach Dominik Haubner.
Bosch: Die Entwicklung in der Bundesrepublik ist eigentlich sehr überraschend. Wir hatten die Reputation und auch die Selbstwahrnehmung, dass wir ein Land mit einer ausgeglichenen Einkommensstruktur sind. Dies hat uns die OECD auch in vielen Untersuchungen noch bis weit in die 90er Jahre hinein bestätigt. Zunächst eher unbemerkt hat sich seit Mitte der 90er Jahre ein Niedriglohnsektor entwickelt, der eigentlich erst um 2004 durch die Wissenschaft entdeckt worden ist. Im Unterschied zu anderen westeuropäischen Ländern ist bei uns der Niedriglohnsektor explosionsartig gewachsen, ohne dass wir bisher ein Ende sehen können. In anderen Ländern hingegen ziehen die Lohnsysteme Bremsen ein. Der Niedriglohnsektor etwa in den Niederlanden, Frankreich oder Dänemark ...