Atemloses Gruselabenteuer

Iris Stobbelaars Jugendroman "Die Verwunschenen" erzählt von einem überforderten Bruder.  

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Eine kleine Schwester kann nerven. Besonders den fußballverrückten großen Bruder, der am liebsten jede freie Minute auf dem Bolzplatz verbringt. Wenn dann noch die Eltern ziemlich mit sich selbst beschäftigt sind und die Aufsicht über die Kleine gern an den Großen delegieren, kann sich da schon eine Menge Unmut aufstauen. Als Jakob vor einem wichtigen Spiel wieder einmal Schwesterhüten verordnet bekommt, ist das Maß bei ihm voll. Außer sich vor Wut, Katie das ganze Wochenende an den Hacken zu haben, verflucht Jakob sie aufs Übelste: Ich wünschte, du wärest dein eigener Albtraum und so weit weg, dass ich dich nie wiedersehen muss. Dann lässt er sie allein zuhause zurück und geht kicken. Das Spiel war ein großer Erfolg, das schlechte Gewissen ist klein. Schließlich sind die Eltern inzwischen zurück. Nur: Katie ist weg. Panisch rennt Jakob hinaus, um nach ihr zu suchen. Vergeblich. Nur ein Mann mit Filzhut steht da und fragt: "Suchst du deine Schwester?"

Was wie ein harter Psychokrimi für Kinder beginnt, wird kurz darauf noch härter. Denn kaum nimmt Jakob die Verfolgung des mysteriösen Fremden auf, ist plötzlich die gesamte gewohnte Umgebung verschwunden. Er steht mitten in endlosem Grasland. Einziger Anhaltspunkt ist der Fremde, der ihn auffordert, ihm zu folgen, wenn er seine Schwester noch einmal wiedersehen möchte, und schon am Horizont zu verschwinden droht. Während Jakob hinterherläuft, fällt er in einen Tümpel, der sich als menschenfressendes Horrorwesen entpuppt.

Gerade noch einmal davon gekommen, erhält er in einer zwielichtigen Kneipe die Information, dass er sich im Land der Verwunschenen befindet. Wer hier landet, hat entweder selbst jemanden verwünscht oder ist verwünscht worden. Wie alle anderen bekommt auch Jakob eine Karte, auf der eingezeichnet ist, wo das Opfer seiner Verwünschung zu finden ist. Nur wer das Opfer seiner Verwünschungen rettet, kann wieder zurück in die normale Welt. Die wenigsten schaffen es. Jakob ist umgeben von Gestrandeten, die auf alle Ewigkeit durch Welten streunen müssen, die nach den Vorgaben der schlimmsten Verwünschungen erschaffen wurden.

Was nun folgt, ist ein Fantasy-Horror-Abenteuer: Falsche Freunde locken Jakob in die Fänge des herrschsüchtigen König Obir, dem es gelungen ist, Jakobs Schwester Katie als Machtquelle anzuzapfen. Schließlich hat Jakob sie in ihre schlimmsten Alpträume verwünscht. So liegt sie also irgendwo und gebiert ständig neue und furchterregendere Monster, die König Obir in seine Dienste zwingt.

Die ganze Geschichte kreist geschickt um Themen wie schlechtes Gewissen, Reue, Vertrauen, Verrat, Selbstlosigkeit und Mut. Wie ist das mit Lasten, die Eltern Kindern aufbürden? Was, wenn sie darunter zusammenbrechen? Was macht Freundschaft aus? Wie erkenne ich, wem ich vertrauen kann? Wie weit komme ich ohne Vertrauen? Dieser Subtext macht aus dem atemlosen Gruselabenteuer eine interessante Gefühlsachterbahn. Geschickt wird der Spannungsbogen vor der Erlösung von Cliffhanger zu Cliffhanger aufgebaut. Je nach Konstitution der ab Elfjährigen aber empfiehlt sich begleitetes Lesen.

Iris Stobbelaar: Die Verwunschenen. Aus dem Niederländischen von Birgit Erdmann. Beltz & Gelberg, Weinheim 2018. 475 Seiten, 17,95 Euro. Ab 11 Jahre.
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