"Auch damals wurde gedopt"

ZISCHUP-INTERVIEW mit Läufer Jörg Haas über Olympia 1992.  

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Jörg Haas am Start   | Foto: Holger Nagel
Jörg Haas am Start Foto: Holger Nagel

Jörg Haas nahm 1992 in Barcelona an den Olympischen Sommerspielen teil. Damals war er Deutscher Meister im 800-Meter-Lauf. Mit seiner Bestzeit von einer Minute und 45,5 Sekunden wäre eine Finalteilnahme möglich gewesen. Er schied aber in der Vorrunde aus, da er sich wegen Krankheit und Verletzung nicht optimal vorbereiten konnte. Ein Interview von Marie Naschold aus der Klasse 8c des Goethe-Gymnasiums in Freiburg.

Zischup: Wie kamen Sie zum 800-Meter-Lauf?
Haas: Ich war mit 16 als Basketballer bei "Jugend trainiert für Olympia". Dort lief ich testweise 1000 Meter und wurde daraufhin von einem Leichtathletiktrainer angesprochen. Erst einmal nur halb motiviert habe ich dann mit dem Leichtathletiktraining begonnen, schwerpunktmäßig habe ich damals noch Basketball gespielt. Danach war das Laufen aber schon meine Passion.

Zischup: Wie lange haben Sie trainiert?
Haas: Ernsthaft betrieben habe ich den Sport seit ich 21 war, trainiert habe ich dann sieben- bis zwölfmal pro Woche. Das letzte Jahr vor Olympia habe ich fast nur noch trainiert, wie ein Profisportler, jeden Morgen und Abend.

Zischup: Wie haben Sie sich dafür qualifiziert?
Haas: Man musste auf 800 Meter unter 1:46 Minuten laufen und unter die ersten Drei bei der deutschen Meisterschaft kommen.

Zischup: Wie lief Ihr Wettkampf bei den Olympischen Spielen ab?
Haas: Der Wettkampf selbst war sehr durchgetaktet: Morgens mit dem Bus ging es vom olympischen Dorf ins Stadion, bereits zwei Stunden vor dem Wettkampf musste man sich warm machen, um danach noch eine Dreiviertelstunde in den Katakomben zu warten. Das ist sehr lange, um sich warmzuhalten und die Konzentration zu halten. Zehn Minuten vor dem Lauf wird man dann ins Stadion geführt und aufgestellt.

Zischup: Wie war das Leben im olympischen Dorf?
Haas: Das olympische Dorf war ein neuer, eigener, kleiner Stadtteil direkt am Strand. Jede Nation hatte mehrere Bungalows. Allerdings war die Unterbringung recht unprofessionell: Es war August in Barcelona, und wir hatten keine Klimaanlagen, so dass wir nachts vor Hitze nicht schlafen konnten. Einige sind dann aus dem olympischen Dorf ins klimatisierte Hotel umgezogen.

Zischup: War Doping damals schon ein Thema?
Haas: Doping war definitiv ein Thema, wobei es damals weniger in der Presse thematisiert wurde. Ich habe mich immer gewundert, wie viel manche meiner Laufkollegen trainiert haben. Wenn ich mehr trainiert habe, war ich ständig krank oder verletzt, aber mit Doping ist man eben deutlich belastungsfähiger. Auch damals wurde gedopt, es wurde allerdings weniger öffentlich diskutiert. Zum Beispiel wurde nachträglich der damalige Olympiasieger des Dopings überführt. Aber in meinem Verein war das kein Thema.

Zischup: Wie ging es für Sie weiter?
Haas: Es gab Einladungen zu großen internationalen Läufen mit Einsatzprämien und Preisgeldern. Ich war in der Saison danach allerdings wieder mehrfach verletzt und krank wie auch schon vor Olympia und musste pausieren.

Zischup: Was hat Sie bei den Olympischen Spielen am meisten beeindruckt?
Haas: Dass man alle Sportler aus allen Disziplinen und Ländern sieht, vor allem in der großen Mensa beim Essen sieht man sie alle – die asiatischen Turner, die amerikanischen Schwimmer und Personen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt, wie Boris Becker oder Franziska van Almsick. Und natürlich der Lauf selbst, abends im Stadion vor 70 000 Menschen, das ist eine tolle Kulisse.

Jörg Haas (50) nahm als 24-Jähriger bei den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona teil. Heute ist Haas Lehrer und unterrichtet die Fächer Chemie und Sport.
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