Reportage
Ein Besuch im Sperrgebiet bei Tschernobyl

In der Tschernobyl-Zone im Grenzland zwischen Belarus und der Ukraine gibt es Dörfer, die dem Erdboden gleichgemacht wurden. Menschen, die dort heute leben, haben nichts mehr zu verlieren.
Da hinten, wo die Soldaten stehen – da beginnt die Zone. Die Tschernobyl-Zone, die man hier, im Grenzland zwischen Belarus und der Ukraine, "zona otschuschdenja" nennt. "Zone der Entfremdung": ein Begriff, der nicht besser passen könnte für diese Welt hinter dem Schlagbaum, von der behauptet wird, dass es dort Tiere mit zwei Köpfen gebe oder fünf Beinen. Und dass man Menschen, die von dort kommen, meiden müsse, weil sie strahlten. Weil sie mit den Strahlen alle ansteckten, die in ihre Nähe kommen.
Doch der Zugang ist versperrt, mit einem Schlagbaum, an dem sich drei Soldaten postiert haben. Einer pflanzt sich neben dem Auto auf, klopft an die Scheibe und raunzt dann durch das geöffnete Fenster: "Grenzschutzgebiet! Einfahrt nur mit Sondererlaubnis!"
Denn dieser Schlagbaum wurde nicht errichtet, um Menschen vor den Gefahren der Radioaktivität zu schützen. Sondern das Land – vor Menschen, die die grüne Grenze mit zweifelhaften Motiven überschreiten könnten: Russische Truppen. Ukrainische Unruhestifter. Schmuggler.
Vor ein paar Jahren warnte hier an der Straße, die von der Kleinstadt Naroulja zu den entsiedelten Dörfern führt, nur ein Schild, dass man sich im Grenzschutzgebiet befinde, einem 15 Kilometer breiten Streifen vor der eigentlichen Landesgrenze. Doch das Verhältnis der belarussischen Regierung zu den Nachbarn im Osten und Südosten ist angespannt. Der Streit um die verbilligte Lieferung von russischem Rohöl an belarussische Raffinerien, der russische Einmarsch auf der Krim, der Krieg im ukrainischen Donbass und die Visumserleichterungen für Ausländer in Belarus haben gegenseitiges Misstrauen geschürt. Und deswegen stehen sie jetzt hier, die Männer in den grünen Uniformen, und legen die Hand an die Pistolentasche, als Vital, der Fahrer, aussteigt. Er geht einen Schritt auf die Soldaten zu, streckt ihnen unsere Pässe hin. Dann sagt er auf Belarussisch: "Ich bin belarussischer Staatsbürger. Ich möchte das ehemalige Dorf meiner Verwandten besuchen." Belarussisch zu sprechen, ist eine Art Vertrauensbeweis. Bis vor wenigen Jahren war in der Öffentlichkeit in Belarus fast ausschließlich Russisch zu hören, die Lingua Franca der Sowjetunion.
"Sie brauchen eine amtlich beglaubigte Einladung," sagt der Soldat etwas freundlicher. "Eine Einladung?" fragt Vital verständnislos. "Ja, jemand aus ...
Doch der Zugang ist versperrt, mit einem Schlagbaum, an dem sich drei Soldaten postiert haben. Einer pflanzt sich neben dem Auto auf, klopft an die Scheibe und raunzt dann durch das geöffnete Fenster: "Grenzschutzgebiet! Einfahrt nur mit Sondererlaubnis!"
Denn dieser Schlagbaum wurde nicht errichtet, um Menschen vor den Gefahren der Radioaktivität zu schützen. Sondern das Land – vor Menschen, die die grüne Grenze mit zweifelhaften Motiven überschreiten könnten: Russische Truppen. Ukrainische Unruhestifter. Schmuggler.
Vor ein paar Jahren warnte hier an der Straße, die von der Kleinstadt Naroulja zu den entsiedelten Dörfern führt, nur ein Schild, dass man sich im Grenzschutzgebiet befinde, einem 15 Kilometer breiten Streifen vor der eigentlichen Landesgrenze. Doch das Verhältnis der belarussischen Regierung zu den Nachbarn im Osten und Südosten ist angespannt. Der Streit um die verbilligte Lieferung von russischem Rohöl an belarussische Raffinerien, der russische Einmarsch auf der Krim, der Krieg im ukrainischen Donbass und die Visumserleichterungen für Ausländer in Belarus haben gegenseitiges Misstrauen geschürt. Und deswegen stehen sie jetzt hier, die Männer in den grünen Uniformen, und legen die Hand an die Pistolentasche, als Vital, der Fahrer, aussteigt. Er geht einen Schritt auf die Soldaten zu, streckt ihnen unsere Pässe hin. Dann sagt er auf Belarussisch: "Ich bin belarussischer Staatsbürger. Ich möchte das ehemalige Dorf meiner Verwandten besuchen." Belarussisch zu sprechen, ist eine Art Vertrauensbeweis. Bis vor wenigen Jahren war in der Öffentlichkeit in Belarus fast ausschließlich Russisch zu hören, die Lingua Franca der Sowjetunion.
"Sie brauchen eine amtlich beglaubigte Einladung," sagt der Soldat etwas freundlicher. "Eine Einladung?" fragt Vital verständnislos. "Ja, jemand aus ...