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Überleben in der virtuellen Spielewelt

  • Do, 09. August 2018
    Offenburg

Die Offenburger Computerspielentwickler von Black Forest Games sind eine feste Größe in einem Milliardenmarkt.

Teile der Berglandschaften vom neuen B...l basieren auf Fotos aus den Vogesen.   | Foto: Black Forest Games /Achim Fehrenbach
Teile der Berglandschaften vom neuen Black-Forest-Games-Spiel basieren auf Fotos aus den Vogesen. Foto: Black Forest Games /Achim Fehrenbach

OFFENBURG. Computerspiele sind ein Milliardengeschäft und in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Offenburger Spieleentwickler vom Studio Black Forest Games mischen in diesem Markt kräftig mit.

Das Youtube-Video steht im Gegensatz zur Hitzewelle. Ein Mann liegt hilflos im Schnee, sein Gesicht ist bleich, sein Umhang schützt ihn nur ungenügend vor dem Wintersturm, der über ihm tobt. Im Kopf des Erfrierenden laufen Erinnerungen ab: Wie er und die anderen Siedler Blockhäuser errichteten. Wie sie auf die Jagd gingen. Und wie sie gegen die Monster kämpften, die das ewige Eis hervorbrachte. Der Mann hat sich bereits aufgegeben, da hört er plötzlich die Stimme seine Tochter. Und steht auf, um weiterzukämpfen.

Die dramatische Szene stammt aus dem Ankündigungsvideo von "Fade to Silence". Das heißt zu Deutsch ungefähr so viel wie "Es wird still" und ist der Titel des neuesten Computerspiels von Black Forest Games. Das Offenburger Studio wird "Fade to Silence" auf der diesjährigen Gamescom am Stand des Publishers THQ Nordic präsentieren. Die größte Computerspielmesse der Welt findet vom 21. bis 25. August in Köln statt. Schon vergangenes Jahr pilgerten rund 350 000 Spielefans und Fachbesucher in die Domstadt. Für dieses Jahr rechnen die Veranstalter mit mehr als 1000 Ausstellern aus über 50 Ländern – das wäre ein neuer Rekord.

Auch das Land Baden-Württemberg wird mit einem Gemeinschaftsstand auf der Gamescom vertreten sein. "Der Stand bildet die Vielfalt der Games-Szene im Land ab", so Professor Carl Bergengruen, Geschäftsführer der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Mit dem Messeauftritt will die MFG der regionalen Games-Branche zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Insgesamt neun Firmen und Organisationen teilen sich den Stand.Weitere Unternehmen aus Baden-Württemberg haben eigene Messeauftritte – etwa die großen Studios Gameforge und Flaregames, beide aus Karlsruhe.

Auch Black Forest Games zählt mit seinen 60 Mitarbeitern zu den wichtigsten Spielefirmen des Landes. Untergebracht ist das Studio in einem ehemaligen Postgebäude, nur wenige Schritte vom Offenburger Bahnhof entfernt. In den hellen Räumen der ersten Etage tüfteln Programmierer und Level-Designer, Animationsspezialisten und Grafiker an neuen Projekten. "Wir arbeiten derzeit an mehreren Spielen. Fade to Silence ist das aktuellste Spiel", erzählt Andreas Speer, der zusammen mit Adrian Goersch die BFG-Geschäfte führt. Das Action-Spiel ist schon jetzt in einer vorläufigen Fassung auf der PC-Spieleplattform Steam verfügbar, im Januar 2019 soll die finale Fassung auch auf Konsolen erscheinen. Ein weiterer, noch unangekündigter Titel befindet sich ebenfalls in Arbeit.

International bekannt wurde das 2012 gegründete Studio mit dem Spiel "Giana Sisters: Twisted Dreams". Die Neuauflage des Hüpfspiel-Klassikers "The Great Giana Sisters" von 1987 war so erfolgreich, dass Black Forest Games in der Folge weitere Spiele finanzieren konnte, etwa den Action-Titel "Rogue Stormers" von 2014. Geld für die Finanzierung eigener Projekte verdiente BFG auch durch Auftragsarbeiten außerhalb der Games-Branche: Zum Beispiel mit einem Lern-Simulator für Fahrschüler, der immer noch in Deutschland, der Schweiz und Frankreich zum Einsatz kommt. Oder auch mit virtuellen Landschaften für eine Simulations-Software von Rheinmetall.

Seit BFG 2017 vom Spiele-Anbieter THQ Nordic übernommen wurde, kann sich das Studio voll und ganz auf seine Spieleprojekte konzentrieren. In der Hochphase arbeitete das gesamte Team an "Fade to Silence". Jetzt, in der Schlussphase, sind noch rund 20 Mitarbeiter mit dem Spiel betraut.

Schauplatz von "Fade to Silence" ist eine Winterwelt der Zukunft, die durch eine globale Katastrophe entstand. Spieler kämpfen entweder allein oder zusammen mit anderen Teilnehmern ums Überleben. Sie errichten Siedlungen und fertigen Werkzeuge, suchen nach Brennbarem und jagen Wild. Die Monster, denen die Spieler unterwegs begegnen, sind von Horror-Literatur und Filmen beeinflusst, etwa den Werken des Autors H. P. Lovecraft. "Die Spieldauer beträgt gut 40 Stunden, wenn man sich mit solchen Spielen bereits auskennt", sagt Andreas Speer.

Black Forest Games beschäftigt ein sehr internationales Team. "Ungefähr ein Drittel sind Deutsche, ein Drittel Franzosen und ein Drittel aus dem Rest der Welt", berichtet Andreas Speer. Nur wenige Mitarbeiter kommen aus der Region, die meisten sind zugezogen; viele der Franzosen wohnen in Straßburg und pendeln. Black Forest Games konkurriert mit Studios aus ganz Europa um Fachkräfte. "Das Problem ist nicht unbedingt der Nachwuchs", sagt Speer. "Das Problem ist, erfahrene Leute zu bekommen." Besonders gefragt sind Programmierer – sie werden auch von anderen Entwicklerstudios intensiv gesucht.

Das neue Spiel enthält auch eine regionale Note

Damit "Fade to Silence" möglichst realistisch aussieht, verwendet Black Forest Games viel Photogrammetrie. Bei diesem Verfahren werden aus hochauflösenden Fotografien räumliche Objekte und deren Texturen gewonnen, zum Beispiel Bäume, Felsen oder Bergrücken. "Unser Tech Art Director Eric Urocki wandert sehr gerne und ist viel in den Vogesen unterwegs", sagt Speer. "Er hat die meisten Photogrammetrie-Aufnahmen selbst gemacht." Mit den Fotos erzeugt Urocki am Computer Teile der Spielelandschaft. So bekommt das internationale Spiel "Fade to Silence" auch eine regionale Note.

Ressort: Offenburg

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