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Bräunungsstudio, Ballkleid und Blumenarmband

  • Aufgezeichnet von Laura Wolfert

  • Do, 16. Juni 2016
    fudder

     

Ein Abschlussball mit Dresscode und eine Aftershowparty ohne Alkohol: US-amerikanische Proms sind glamourös – aber streng.

Andrea steckt ihrem Date vor der Prom Blumenschmuck ans Revers.   | Foto: Privat
Andrea steckt ihrem Date vor der Prom Blumenschmuck ans Revers. Foto: Privat
Andrea Grumann aus Heitersheim war als Austauschschülerin in den USA und nahm an der Prom – dem amerikanischen Abschlussball – ihrer Schule teil. Die 22-jährige Abiturientin erzählt, wie die Prom abläuft – und warum sie anders ist als ein deutscher Abiball.

Es ist ein bisschen, als ob sich die ganze Schulzeit nur um diesen einen Abend dreht: die Prom, den Ball am Ende Schulzeit. Es gibt zwar einen Ball für die Unterstufe, der Homecoming- Ball, aber die Prom wird noch größer gefeiert.

Ich war an der Magnet Cove Highschool in Malvern im Bundesstaat Arkansas in den Südstaaten. Dort ist es schon sehr konserativ. Dementsprechend gibt es bei den Prom-Kleidern einen Dresscode: Mädchen dürfen kein Mini-Kleid tragen, aber das will auch niemand – man will ja nicht aussehen wie eine "Bitch". Die Mädchen suchen bereits ein Jahr vorher ihr Ballkleid.

Bei den Jungs ist das etwas einfacher: Sie leihen sich einen Anzug oder Smoking. Wer mit einem Mädchen hingeht, fragt sie nach der Farbe ihres Kleides und kauft sich dementsprechend Krawatte und Anstecktuch.

An der Prom dürfen nur Elft- und Zwölfklässler teilnehmen. Schüler aus der Elften dürfen nur hin, wenn sie von jemandem aus der Zwölften um ein Date gebeten werden. Es gibt echt verrückte Anfragen für Prom-Dates – das sind manchmal fast Heiratsanträge. Wer kein Date hat, geht meist mit Freunden hin.

Der Tag der Prom ist für Mädchen voll durchgeplant: Morgens steht man früh auf, um zur Kosmetikerin, ins Bräunungsstudio und zum Friseur zu gehen. Wenn man sich hübsch gemacht hat, schlüpft man in eine Speck-Weg-Hose und zieht bereits am Vormittag sein Kleid an. Typisch ist, dass der Junge dem Mädchen ein Blumenarmband schenkt und sie ihm wiederum eine Blume ansteckt.

In Deutschland verbinden wir beim Abiball die Zeugnisvergabe mit dem spaßigen Teil, der richtigen Feier. Die Amerikaner trennen das. Der offizielle Teil, die Zeugnisvergabe, findet auf einem Footballfeld oder in einer Turnhalle statt. Die Schüler und Schülerinnen tragen da ihre Graduation-Gewänder: lange schwarze Mäntel und schwarze Hüte, die am Ende hochgeschmissen werden. Erst danach kommt die Prom.

Der Ball beginnt um fünf oder sechs Uhr abends und findet in einer angemieteten Location statt. Die Lehrer sind alle anwesend und überwachen den Dresscode. Danach gibt es eine After-Prom-Party. In Deutschland gehen Abiturienten nach dem Abiball einfach saufen oder in irgendeine Disko. Bei den Amerikanern gibt es auf der Afterparty hingegen keinen Alkohol – sie wird von der Schule organisiert. Auf der Party gibt es viele Gewinnspiele, teils Gutscheine für große Modehäuser, Fernseher oder Playstations. Das soll für die Schüler und Schülerinnen ein Ansporn sein, zu kommen. Man will verhindern, dass sich alle illegal auf der Straße betrinken.

Ich hatte den Eindruck, dass den jungen Amerikanern die Prom viel wichtiger ist, als den Deutschen ihr Abiball. Das wissen vor allem diejenigen, die sich an deutschen Schulen um die Abi-Organisation kümmern. Immer wieder gibt es Leute, die auf den Ball keinen Bock haben. Das gibt es in Amerika nicht. Die Leute kommen sogar, wenn sie ein gebrochenes Bein haben. Proms sind tatsächlich so, wie man sie aus Filmen kennt!

Ressort: fudder

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 16. Juni 2016: PDF-Version herunterladen

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