Jugend und Beruf
Buchhändler inspirieren on- und offline
Katja Wallrafen (dpa)
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Fr, 29. Januar 2021, 16:10 Uhr
Der Tod wurde ihm oft genug vorhergesagt. Doch so einfach lässt sich der Buchhandel nicht unterkriegen. In schwierigen Zeiten, meldet die Branche steigende Ausbildungszahlen.
"Noch vor fünf Jahren hieß es, unsere Branche sei tot. Aber davon kann keine Rede sein, sie ist quicklebendig, und wir benötigen dringend Nachwuchs", sagt Christiane Schulz-Rother. Auch wenn derzeit das Geschäft coronabedingt eingeschränkt ist.
Zahlen des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels bestätigen die Einschätzung der Buchhändlerin. Im Jahre 2019 wurden mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen als im Vorjahr, insgesamt waren es 464 neue Ausbildungsverhältnisse im Buchhandel.
"Die steigenden Ausbildungszahlen sind gute Nachrichten in schwierigen Zeiten. Wenn Betriebe in Ausbildung investieren, heißt das, dass sie an die Zukunft der Branche glauben", sagt Monika Kolb, Bildungsdirektorin des Börsenvereins.
Sophie Schmale ist eine der angehenden Buchhändlerinnen im Team von Christiane Schulz-Rother. Nach ihrem Abitur hat sie dort ein Praktikum absolviert und gleich anschließend die Ausbildung begonnen. Bei der 22-Jährigen hat sich irgendwann in der Oberstufe herauskristallisiert, dass ein Beruf mit Büchern das Richtige für sie sein könnte. Dabei sei sie als Kind keine Leseratte gewesen, erzählt sie. Erst mit zwölf, dreizehn Jahren habe sie ihre Liebe zu Büchern entdeckt: Arthur Conan Doyle war es, der sie mit seiner Detektivfigur Sherlock Holmes entfachte. Jane Austen, die große Dame der britischen Literatur, gab der Flamme weitere Nahrung. Heute begeistern sie Neuerscheinungen, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. "Bücher sind etwas Besonderes, und für mich ist es toll, sie zu empfehlen und zu verkaufen", sagt Schmale. Während ihrer Ausbildung ist sie im gesamten Sortiment der Buchhhandlung und allen Literaturgattungen kundig geworden.
Längst kennt sie sich nicht nur mit Romanen, sondern auch mit Sachbüchern, Kinder- und Jugendliteratur, Krimis, Reiseführern oder Ratgebern aus. Gut gefällt ihr an der Ausbildung, dass sie vom ersten Tag an im Geschäft mitarbeiten konnte. Zweimal wöchentlich besucht sie die Berufsschule. Neben den kaufmännischen Fächern dreht sich der Unterricht auch um den Umgang mit unterschiedlichen Kundentypen. Schmale begreift es als theoretisches Gerüst. Aus der Praxis weiß sie, dass viele Menschen aus diesem Schema herausfallen und sie sich immer wieder neu auf Eigenarten und Vorlieben einzustellen hat.
"Während der Coronazeit kamen mehr Leute als früher, die ausdrücklich von uns Empfehlungen von Büchern wünschten", erzählt sie. "Sie meinten, sie säßen sowieso so viel vor dem Computer und wollten sich nicht von Algorithmen, sondern von uns inspirieren lassen."
Neben der Beratung der Kunden und dem Verkauf beschäftigen sich Buchhändlerinnen und Buchhändler mit Verlagsangeboten, einer marktorientierten Kalkulation und der Lagerhaltung. Die Dekoration der Schaufenster gehört ebenso dazu. Eine Aufgabe, die Sophie Schmale sehr gerne übernimmt, weil dabei ihre Kreativität ausleben kann.
Schulz-Rother hält darüber hinaus ihre Internetpräsenz und den Online-Shop aktuell, agiert als Eventmanagerin, wenn sie Lesungen organisiert und zeigt sich offen für neue Formate, um die Kundenbindung zu stärken.
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