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Teilzeit

Chance oder Falle?

  • Freya Pietsch

  • Fr, 17. Februar 2023, 13:04 Uhr
    Verlagsthema

Verlagsthema Weniger ist mehr? Nicht immer. Warum der Wechsel von Voll- auf Teilzeit gut überlegt sein sollte.

Teilzeit steht für eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen und ist nicht automatisch immer die Hälfte von Vollzeit. Foto: Fokussiert (Stock.adobe.com)
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Downshifting, die Verringerung der Arbeitszeit, um mehr Raum für sich, für Freunde und Familie zu haben, liegt im Trend. Gerade, wenn Arbeitsbelastung, private Anforderungen und Stress das Gefühl vermitteln, man hinke dauernd mit der Erfüllung von Aufgaben hinterher und das Leben laufe nur noch so an einem durch. Viele Menschen erhoffen sich durch die Umstellung von Voll- auf Teilzeit eine Entlastung und mehr Zeit für sich und private Belange. Experten warnen jedoch vor einer vorschnellen Entscheidung und raten dazu, den Schritt gut zu überlegen. Was spricht dafür, beruflich kürzer zu treten? Worin liegen die Nachteile? Was gibt es zu beachten? Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengestellt.

Was bedeutet Teilzeit?
Teilzeit steht für eine Vielzahl von Arbeitszeitmodellen und ist nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – automatisch immer die Hälfte von Vollzeit. Unter Teilzeit fällt grundsätzlich alles, was weniger als Vollzeit ist. Laut Teilzeit- und Befristungsgesetz (Paragraph 2, Absatz 1) ist ein Arbeitnehmer dann teilzeitbeschäftigt, wenn "dessen regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer ist als die eines vergleichbaren vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmers". In der Regel gilt eine wöchentliche Arbeitszeit ab 37 Stunden als Vollzeitarbeit. Alles, was darunter liegt, ist Teilzeit.

Die Vorteile von Teilzeit
Mehr Freizeit ist ein wichtiger Grund, warum sich Berufstätige fürs Downshifting entscheiden. Mütter oder Väter reduzieren die Wochenstunden, um dadurch Kinder, Haushalt und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Auch Pflegende von Angehörigen greifen gerne auf das Arbeitszeitmodell zurück. Wer zu wenig Zeit fürs Privatleben hat, für Hobbys und Freunde oder gesundheitlich mehr Pausen vom Berufsalltag braucht, dem kann der Wechsel von Voll- auf Teilzeit zu einer besseren Work-Life-Balance verhelfen. Andere setzen die gewonnene Zeit karrierefördernd ein, zum Beispiel für eine Aus- oder Weiterbildung oder ein Studium.

Oft kann man – nach Absprache mit dem Unternehmen – Teilzeit flexibel gestalten, zum Beispiel, indem man nur vormittags oder an bestimmten Wochentagen arbeitet. Ein weiterer Vorteil ist, dass Teilzeitarbeitnehmer prinzipiell gleichbehandelt werden müssen. Sie haben auf ihre geleistete Arbeitszeit bezogen den gleichen Urlaubsanspruch, Stundenlohn und Anspruch auf Sonderzahlungen wie eine Vollzeitkraft.

Die Nachteile von Teilzeit
Wer weniger arbeitet, bekommt weniger Geld. Das geringere Gehalt ist wohl der größte Nachteil von Teilzeitarbeit und kann gerade für Gering- oder Alleinverdiener zum Problem werden. Doch auch wenn man sich die Reduktion momentan leisten kann, sollte man auf jeden Fall die Zukunft im Blick behalten. Denn mit dem geringeren Verdienst sinken auch die Rentenansprüche und – sollte man arbeitslos werden – auch das Arbeitslosengeld. Dieses wird auf Basis des zuvor erhaltenen Lohns berechnet.

Wer die reduzierte Arbeitszeit nur vorübergehend anstrebt und langfristig wieder Vollzeit arbeiten möchte, sollte sich den Schritt ebenfalls gut überlegen. Denn ein Rechtsanspruch darauf, später wieder Vollzeit arbeiten zu dürfen, besteht nur bei der sogenannten Brückenteilzeit. Hier legt man vorab genau fest, ab wann man wieder Vollzeit arbeiten möchte. Manchmal ist das aber nicht möglich, zum Beispiel im Fall der Pflege eines Angehörigen, deren Dauer man zeitlich nicht absehen kann. Nutzt man keine Brückenteilzeit, kann das Aufstocken zu einem beliebigen Zeitpunkt schwierig werden oder zumindest ein längeres Unterfangen, wenn der Arbeitgeber gerade keinen Bedarf sieht. Dieser Aspekt wird – zusammen mit der drohenden Altersarmut – auch als "Teilzeitfalle" bezeichnet, aus der man sich unter Umständen nur schwer wieder befreien kann.

Und noch einen weiteren Punkt gilt es zu beachten. Meist gehen mit der Reduktion der Arbeitszeit auch eine Erhöhung der Arbeitsbelastung und damit Überstunden einher. Denn das Pensum muss trotz allem erledigt werden und nicht jedes Unternehmen fängt die neue Situation gleich damit auf, indem es eine Ersatzkraft einstellt. Auch subtilere Nachteile wie Sozialneid bei den Kolleginnen oder Kollegen, weil man vermeintlich oder tatsächlich über mehr Freizeit verfügt, oder – je nach Unternehmenskultur – schlechtere Aufstiegs- und Karrierechancen, gilt es zu berücksichtigen.

Wer von Voll- auf Teilzeit reduziert, sollte deshalb den Kontakt zum Arbeitgeber und zum Team bewusst pflegen, engagiert sein und Interesse signalisieren, um nicht ins berufliche Abseits zu geraten.

Ressort: Verlagsthema

Dossier: Stellenspezial Teilzeit

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