Die Atomruine ist heute eine Touristenattraktion. Ein Dutzend Reisebüros karrt Besucher in die Sperrzone. Dabei kämpfen die überlebenden Atomtechniker noch immer mit dem Unglück von 1986.
Am Eingang zur Kantine des Atomkraftwerks Tschernobyl sitzt ein junger Hund. Über ihm hängt ein Schild: "Wir bitten dringend, Hunde nicht zu füttern. Nehmen Sie Rücksicht auf die Pflege der Grünanlagen." Die Hunde hier ignorieren das Schild, auch die Arbeiter, die auf der Bank gegenüber sitzen, tun es. Sie streicheln und füttern die Streuner, große, schlanke, weiß-graue Tiere, die aussehen wie Kreuzungen aus Wölfen und Windhunden.
Niemand weiß, wie viele Hunde nach dem Reaktorunfall vom 26. April 1986 umgekommen sind. Es gibt auch keine endgültige Statistik, wie viele Menschenleben die Atomkatastrophe gekostet hat. "Offiziell sind es noch immer die 31 Leute, deren Fotos hier hängen", sagt eine junge Mitarbeiterin des Tschernobyl-Museums in dem 45 Kilometer entfernten Städtchen Slawutitsch. Dort lebt jetzt ein Großteil der Atomschtschiki, der Akw-Techniker von ...