Tierhandel
Das fiese Geschäft mit den Welpen
Der illegale Handel mit niedlichen Hundewelpen ist ein Riesengeschäft, doch meist zum Nachteil der Tiere. Die meisten von ihnen sind krank, viele sterben nach kurzer Zeit.
dpa
Fr, 14. Mär 2014, 0:00 Uhr
Panorama
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Das Geschäft mit sogenannten Billig-Welpen brummt: Professionelle Händler verdienen nach Angaben von Tierschützern Zehntausende Euro mit einem Transport. Die Leidtragenden sind die Tiere und ihre späteren Besitzer. "Rassehunde sind einfach sehr begehrt und der Handel hat auch durch das Internet extrem zugenommen", berichtet Birgit Thiesmann von der Hamburger Tierschutzorganisation "Vier Pfoten". In den vergangenen drei Jahren habe sich die Lage deutlich verschlimmert.
Das Gleiche beobachten Tierheime und Zoll. "Transporte in solchen Dimensionen gab es früher nicht", sagt eine Sprecherin der Nürnberger Behörde. Die Region sei ein Schwerpunktgebiet für solche Transporte aus Ost- nach Süd- und Westeuropa. Und doch sind Funde wie der jüngste Zufallstreffer. "Man schätzt, dass jeden Tag ein Transport über die Grenze geht", sagt Marcus König vom Tierschutzverein Nürnberg. Vor zwei Jahren wurde in der Stadt der erste große Transport mit 92 Welpen hochgenommen. 2013 wurden mehrere kleine Fuhren mit insgesamt 74 Welpen entdeckt. In diesem Jahr sind es bereits 133 Tiere gewesen – in zwei Fuhren.
Der Zustand dieser Welpen ist oft extrem schlecht. "Krank sind die eigentlich alle", erzählt Thiesmann. "Die sind verwurmt oder haben andere Parasiten und manche haben auch super-ansteckende Krankheiten wie Staupe oder Tollwut, die es bei uns gar nicht mehr gibt." Auch die Präsidentin des Nürnberger Tierschutzvereins, Dagmar Wöhrl, sagt: "Viele dieser Welpen überleben nicht einmal ein Jahr. Ohne Behandlung haben diese Tiere keine Chance." Von den 92 Welpen in dem in Nürnberg abgefangenen Transport sind 24 gestorben. Die Versorgung der neuen Welpen inklusive Tierarzt kostet das Tierheim derzeit rund 5000 Euro am Tag.
Einige der Hunde müssten noch gesäugt werden. Eigentlich sollte ein Welpe mindestens acht Wochen alt sein, bevor man ihn von der Mutter trennt. Thiesmann erklärt: "In der Prägephase nach der Geburt werden die Tiere sozialisiert. Wenn ihnen das genommen wird, fehlt ihnen ihr Leben lang etwas. Die werden psychisch immer wieder Probleme haben." Auch Wöhrl betont: "Die Käufer haben meist keine Freude an diesen Hunden." Daher warnen die Tierschützer eindringlich davor, sich einen solchen "Billig-Welpen" anzuschaffen. Die Tierschützer von "Vier Pfoten" haben den Handel in einer Studie untersucht. "Das ist ein Millionengeschäft über ganz Europa hinweg", sagt Thiesmann. Die meisten Tiere kämen aus Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei. Dort würden sie in Massenzuchten "produziert" oder im Keller vieler einzelner Privatleute. "Das sind oft fürchterliche Zustände, das kann man sich gar nicht vorstellen", sagt die Tierschützerin. Verkauft würden die Hunde vor allem in den westlichen EU-Ländern wie Spanien, Frankreich, Italien, aber auch in Deutschland und Großbritannien. Kostet hierzulande ein Rassehund um die 1500 Euro, werden "Billig-Welpen" oft für mehrere hundert Euro verkauft. An einem Chihuahua-Welpen verdient ein Händler laut "Vier-Pfoten-Studie" rund 760 Euro.
In den Niederlanden könnten die Tiere legal "umgechipt" werden, sagt Thiesmann. "Dann ist nicht mehr nachvollziehbar, wo sie herkommen." In vielen EU-Ländern könne man die Welpen dann in Zoohandlungen kaufen, auf Märkten, aus dem Kofferraum oder übers Internet. Um das zu beenden, fordern die Tierschützer seit längerem eine Kennzeichnungspflicht, ein europaweites Zentralregister – und härtere Strafen für die Schmuggler.
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