Essay
Demokratie und Bürgergesellschaft gilt es zu verteidigen

Offene Gesellschaften sind gefährdet, wenn ihre Bürger ihre Rechte als selbstverständlich begreifen. Für die Demokratie muss man schon etwas tun, meint BZ-Herausgeber Thomas Hauser.
Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität – das sind Werte, die viele teilen. Es sind die Werte der Aufklärung. Auch Melvin Jones war ihnen verpflichtet, der Mann, der 1917 den Lions Club International gegründet hat und den Freimaurern angehörte. Allerdings: Werte müssen gelebt werden, sonst sind sie Worthülsen. Das ist mehr Herausforderung, als viele sich zumuten wollen.
"Du kommst nicht sehr weit, bis du beginnst, etwas für andere zu tun", war die Lebensphilosophie des Lions-Gründers. "We serve" ist das Motto der Clubs – die Erkenntnis, dass der Dienst am Nächsten über dem Profit steht. Eine anspruchsvolle Verpflichtung, die den Begriff der Freiheit eingrenzt. Für Lions geht es weniger um die Freiheit von etwas. Obwohl Freiheit im Kern "immer die Fähigkeit und der Wille ist, zu tun und zu lassen, was man will", wie der Soziologe Ralf Dahrendorf schreibt, obwohl der Mensch also ein Wesen ist, das sein eigenes Leben führt: Im Mittelpunkt der Arbeit der Clubs steht die Freiheit für etwas, die Freiheit, dem Nächsten zu dienen. Freiheit als Verantwortung für andere, für das Gemeinwesen. Lions sind "citoyen", Bürger, die in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv das Gemeinwesen mitgestalten.
Was für ein Privileg! Wer ist schon so frei, dass er anderen dienen kann? Wobei dieser Grad von Freiheit nicht zwingend materiell begründet sein muss. Auf dieser Basis aber trägt sich die Verantwortung deutlich leichter. Schon gar, wenn diese materiell abgesicherte Freiheit im Rahmen eines demokratischen Rechtsstaates gelebt werden kann. Selbstverständlich ist das nicht. Die große Mehrheit der Menschheit kämpft um die elementaren Voraussetzungen der Freiheit, nicht nur die von Unterdrückung und Ausbeutung, auch die ...
"Du kommst nicht sehr weit, bis du beginnst, etwas für andere zu tun", war die Lebensphilosophie des Lions-Gründers. "We serve" ist das Motto der Clubs – die Erkenntnis, dass der Dienst am Nächsten über dem Profit steht. Eine anspruchsvolle Verpflichtung, die den Begriff der Freiheit eingrenzt. Für Lions geht es weniger um die Freiheit von etwas. Obwohl Freiheit im Kern "immer die Fähigkeit und der Wille ist, zu tun und zu lassen, was man will", wie der Soziologe Ralf Dahrendorf schreibt, obwohl der Mensch also ein Wesen ist, das sein eigenes Leben führt: Im Mittelpunkt der Arbeit der Clubs steht die Freiheit für etwas, die Freiheit, dem Nächsten zu dienen. Freiheit als Verantwortung für andere, für das Gemeinwesen. Lions sind "citoyen", Bürger, die in der Tradition und im Geist der Aufklärung aktiv das Gemeinwesen mitgestalten.
Was für ein Privileg! Wer ist schon so frei, dass er anderen dienen kann? Wobei dieser Grad von Freiheit nicht zwingend materiell begründet sein muss. Auf dieser Basis aber trägt sich die Verantwortung deutlich leichter. Schon gar, wenn diese materiell abgesicherte Freiheit im Rahmen eines demokratischen Rechtsstaates gelebt werden kann. Selbstverständlich ist das nicht. Die große Mehrheit der Menschheit kämpft um die elementaren Voraussetzungen der Freiheit, nicht nur die von Unterdrückung und Ausbeutung, auch die ...