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Der alternative Weg zum Abi

  • epd

  • Do, 11. Mai 2017
    Kino

     

DOKU: Alexander Kleiders "Berlin Rebel High School".

In der SFE in Kreuzberg  | Foto: nv
In der SFE in Kreuzberg Foto: nv
Die 1973 gegründete alternative "Schule für Erwachsenenbildung" war ein heißer Tipp für nach Berlin abgehauene Schulabbrecher und -verweigerer aus der Bundesrepublik. Denn bei der SFE gab es (fast) keine Vorbedingungen für die Aufnahme. Dafür viel Offenheit und basisdemokratische Selbstverwaltung. Autonome Finanzierung und ein Einheitsstundenlohn für die Lehrer garantierten Unabhängigkeit von offiziellen Institutionen. Einzige Verbindungsstelle nach dort waren die externen Prüfungen bei einer staatlichen Prüfungskommission, mit denen die Eleven und Elevinnen nach zwei oder drei Jahren die Mittlere Reife oder das Abitur erlangen konnten. Und noch können.

So war es eigentlich überfällig, die Bildungsstätte auch filmisch zu verewigen. Das hat jetzt Filmemacher Alexander Kleider – selbst SFE-Absolvent – getan. Ins Zentrum von "Berlin Rebel High School" stellt er sechs Schülerinnen und Schüler, die im regulären Schulsystem gescheitert sind, nun in den Zwanzigern sind und es noch mal versuchen wollen. Sie werden in einer der schulüblichen Vollversammlungen vorgestellt, in das permanent neu ausgehandelte Regelwerk eingeführt und durch die graffitidekorierten Räume der ehemaligen Fabriketage im Kreuzberger Mehringhof geleitet.

Es folgen drei Jahre bis zur Abiprüfung, deren Darstellung der Film in drei Kapiteln an die vom Schulbüro humorvoll vorgestellten SFE-Lernphasen von "Begeisterung" über "Ernüchterung" zur "produktiven Panik" anlehnt. Kleider führt im flippigen Stilmix mit viel Musik durch das Terrain. Sein Porträt oszilliert zwischen fast satirischen Einblicken in die Macken einer zeitlos scheinenden Subkultur und emphatischem Plädoyer für die Anstrengungen gelebter Demokratie. Und es ist eine Hommage an die Lehrerinnen und Lehrer, die im leidenschaftlichen Engagement für das Konzept und ihre Schüler bei einem Stundenlohn von 12,50 Euro brutto der Altersarmut entgegenrutschen, dafür aber Sinnhaftigkeit und Selbstbestimmung bekommen. (Läuft in Freiburg im Apollo, am Samstag um 19 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs. Ab 0)

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 11. Mai 2017: PDF-Version herunterladen

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