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Wem ghärsch du?
BZ-PORTRÄT: Als Rapper ist er kein Unbekannter – Lukas Staier alias Cossu begeistert im Netz mit seinen badischen Sprüchen.
Seither explodiert seine Follower-Zahl. Anfang Januar folgten ihm nach eigenen Angaben rund 8000 Nutzerinnen und Nutzer. Am 20. Februar waren es schon 58 000. Auf der Videoplattform TikTok sind es mehr als 25 000 Nutzer. "Es werden jeden Tag rund 2000 Follower mehr", sagt Staier, der den Hype nicht wirklich erklären kann. Ist er ein Botschafter für den badischen Dialekt in den sozialen Netzwerken? "So weit würde ich nicht gehen", sagt er.
Der Kinzigtäler, der derzeit in Stuttgart wohnt, ist kein Unbekannter in den sozialen Medien. Unter seinem Künstlernamen Cossu rappt er, veröffentlichte zwei Mixtapes und mehrere Singles. Derzeit arbeitet er an neuen Stücken und schreibt Songs für andere Musiker. Er tourte fünf Jahre als Warm-Up mit dem Comedian Bülent Ceylan durch Deutschland, zuletzt tourte er mit dem Komiker Chris Tall durchs Land und lieferte die Live-Musik in seiner Show. Auch als Schauspieler hat er sich schon versucht, zuletzt in einer Nebenrolle im Film "Nightlife" mit Elyas M’Barek und Palina Rojinski.
Nebenbei arbeitet der studierte Realschullehrer in Teilzeit als Lehrer in einer Schule in Stuttgart. Inzwischen besteht ein Großteil von Staiers Alltag darin, Ideen für neue Videos zu sammeln – und jeden Tag ein neues Video hochzuladen. Dabei produziert er alle Clips in Eigenregie. Es geht um witzige Alltagssituationen, Flirten, Rassismus und auch andere deutsche Dialekte. Der Einfall, den badischen Dialekt satirisch in den sozialen Medien darzustellen, kam ihm spontan. Typisch Lockdown-Langeweile. Staier probierte sich auf TikTok aus, wo kurze Videos hochgeladen werden. Er suchte ein Alleinstellungsmerkmal. Sprachen und Dialekte zu imitieren fiel ihm schon immer leicht. Er kam viel im Ländle herum, machte seinen Zivildienst in Freiburg, studierte in Heidelberg. Irgendwann fielen ihm die typischen Sätze aus dem Dorf ein. "99 Prozent der Rückmeldungen sind positiv", sagt Staier. Und gibt es eine negative Rückmeldung, hat Cossu seine Strategie gefunden, damit umzugehen. Auf einen rassistischen Kommentator, der dem gebürtigen Ortenauer empfahl, dahin zurückzugehen, wo er herkommt, antwortet Staier gekonnt, dass er aus dem Schwarzwald komme – auf Badisch natürlich.
Seine Videoclips sind nicht frei von politischen Botschaften. Er stellt sich gegen Hasskommentare und spielt mit der Vermischung kultureller Merkmale. So trägt er, wenn er badisch schwätzt, meist ein buntes, traditionell afrikanisches Hemd. Damit will er bunte Vielfalt repräsentieren und zeigen, dass der erste optische Eindruck nicht immer zeigt, wo man herkommt oder was man kann.
Geld verdient Lukas Staier mit seinen Clips nicht, er platziert dort auch keine Werbung. "Das müsste schon zu mir und zum Schwarzwald passen", sagt er. Er produziert die Videos bisher aus reinem Spaß – und um den Leuten im Lockdown ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
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