Rettung
"Desi Dogs": Indiens Straßenhunde auf Weltreise
Straßenhunde sind ein alltägliches Bild in Indien. Ihr Leben ist geprägt von Schlägen, Flöhen und der Suche nach Essbarem. Doch einige schaffen sozusagen den Sechser im Lotto – und finden ein neues Heim im Ausland.
dpa
Do, 4. Mai 2017, 0:01 Uhr
Panorama
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Inzwischen haben Tausende "Desi Dogs" Pflegefamilien in ganz Europa und in Nordamerika gefunden. So nennen Aktivisten wie Premlata Choudhary die indischen Straßenhunde, für die sie ein neues Heim suchen. Choudhary ist eigentlich Tierärztin in Neu Delhi, hat aber mit ihrer Organisation "Dog Adoption Worldwide" bereits mehr als 300 Hunde in die ganze Welt verschickt. "Viele finden die Geschichten dieser Hunde inspirierend", sagt Robin Singh, der "Peepal Farm" gegründet hat, ein Heim für verletzte und ausgesetzte Tiere in den Ausläufern des Himalaya. "Sie haben überlebt, obwohl so vieles gegen sie stand."
Trotz der oft wilden Durchmischung verschiedener Rassen tragen viele indische Straßenhunde noch immer die Gene einer urtümlichen Hunderasse in sich. Ein wenig den heutigen Windhunden ähnlich, lebte diese vor mehr als 10 000 Jahren rund um die ersten landwirtschaftlichen Siedlungen Südasiens. So erzählt es Tom Moureau, pensionierter Luftfahrtexperte aus dem US-Bundesstaat Illinois.
Moureau begann, sich mit indischen Straßenhunden zu beschäftigen, nachdem er vor vielen Jahren selbst zwei von ihnen adoptiert hatte. Insgesamt sieben von ihnen fanden über die Jahre ein Zuhause bei ihm und seiner Familie. "Sie sind schlauer und unabhängiger als andere Haushunde", sagt er. Aktivistin Choudhary stimmt dem zu: "Desi Dogs sind sehr zäh, aktiv, einfach abzurichten, weniger anfällig für Krankheiten und haben in der Regel ein langes Leben."
Während Moureau sich die meisten seiner Hunde online ausgesucht hat, fand die Finnin Kallio ihre Hündin Bambi persönlich. Im Jahr 2015 arbeitete sie als Freiwillige bei "Peepal Farm", als ihr das erst sieben Monate alte Tier auffiel. "Ich wollte sie zuerst ignorieren, aber wir hatten diese Verbindung", sagt sie.
Einfach mitnehmen konnte sie die junge Hündin trotzdem nicht. Die EU-Vorschriften für die Einfuhr von Haustieren sind streng. Bambi musste geimpft und auf Tollwut getestet werden. Erst Monate später waren alle nötigen Papiere da. Dann brauchte es noch einen Freiwilligen, der Bambi im Flugzeug mit nach Finnland brachte.
Ein neues Zuhause für einen Desi Dog zu finden, ist langwierig und teuer. In der Regel kümmert sich die lokale indische Organisation um den Hund, so lange er einen neuen Besitzer sucht. Sie gibt seine Fotos und ein kurzes Profil an internationale Partnerorganisationen weiter.
"Potenzielle Adoptierende müssen eine Bewerbung ausfüllen und werden am Telefon befragt", sagt Dawn Trimmel, Gründerin der "International Street Dog Foundation", eine der Partnerorganisationen in den USA. "Wir versuchen, eine zum Temperament des Hundes passende Familie zu finden. Auch nach der Adoption rufen wir ab und zu an, um zu sehen, wie der Hund sich entwickelt."
Wie teuer eine Adoption wird, hängt von der Größe des Hundes ab, wohin er reisen soll und welche Impfungen dafür nötig sind. In der Regel liegen die Kosten zwischen 1000 und 2000 Euro. Das Meiste davon zahlen die Hilfsorganisationen mit Hilfe von Spenden. Die Adoptierenden zahlen meist einen Beitrag von 300 bis 400 Euro. Den Transport übernehmen Freiwillige, die den Hund bei einem Flug, den sie ohnehin unternehmen, als Zusatzgepäck mitnehmen.
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