USA

Deutsche soll New Yorks High-Society um 275.000 Dollar betrogen haben

Mit selbstsicherem Auftreten, dreisten Lügen und gefälschten Dokumenten soll Anna S. sich in New York ein luxuriöses Leben ermogelt haben. Jetzt steht sie vor Gericht. Ihr droht lange Haft – und die Abschiebung nach Deutschland.  

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Anna S. (Mitte) vor Gericht  | Foto: dpa
Anna S. (Mitte) vor Gericht Foto: dpa
Abendessen für Tausende Dollar. Privatjets. Urlaub in einer Villa in Marokko für 7000 Dollar pro Nacht. Glaubt man Berichten über den Lebensstil von Anna S., könnte man sie – wie sie selbst wohl behauptete – für eine schwerreiche Erbin mit Treuhandfonds im Rücken halten. Aber die Lebensgeschichte der Deutschen steckte Ermittlern zufolge voller Lügen, mit denen sie das Vertrauen der New Yorker High Society gewann.

Die Staatsanwaltschaft wirft Anna S. vor, zwischen November 2016 und August 2017 Bekannte, Hotels und Restaurants um rund 275 000 Dollar (etwa 240 000 Euro) betrogen zu haben. Die bei Moskau geborene Deutsche, die im Alter von 16 Jahren nach Deutschland zog und in Eschweiler in der Nähe von Köln zur Schule ging, soll sich dabei als reiche deutsche Erbin namens Anna Delvey ausgegeben haben. Die Geschichte der 28-Jährigen, die das New York Magazine im Mai 2018 aufdeckte, liest sich wie das Abschlusskapitel im Meisterkurs für Trickbetrüger. "Sie bewog ihre Opfer, ihr Geld zu leihen und ihre Kredite zu verlängern", sagte Staatsanwältin Kaegan Mays-Williams in ihrem Eröffnungsplädoyer. "Sie hatte nie vor, dieses Geld jemals zurückzahlen." Bei Nachfragen habe Anna S. behauptet, Schulden schon per Überweisung beglichen zu haben und die Zeitverschiebung, deutsche Feiertage oder Bankengesetze verantwortlich gemacht, wenn Zahlungen nicht ankamen.

"Sie hatte ein engelhaftes Gesicht mit blauen Augen und Schmollmund", schreibt Fotoredakteurin Rachel Deloache Williams vom Magazin Vanity Fair, die Anna S. um 62 000 Dollar (55 000 Euro) betrogen haben soll. Ihr Kleidungsstil war ein Mix aus Designerstücken, die für Mitglieder der New Yorker Luxusszene zum kleinen Einmaleins gehören, und die S. trug wie Billigware. Gerade dieses "schlampige" Aussehen habe die Frau wirken lassen, als sei sie reich, urteilte die Website Vice News. Sie schien geschickt darin, sich mit den richtigen Leuten an den richtigen Orten zu umgeben.

Der Haken war nur: Anna Delvey gab es nicht, und Anna S. zahlte ihre Rechnungen nicht. Laut Staatsanwaltschaft fälschte sie Schecks, beglich Schulden nicht und legte bei Banken gefälschte Unterlagen vor, um sich einen Kredit über 22 Millionen Dollar (20 Mio Euro) zu sichern. Darin gab sie demnach an, im Ausland über 60 Millionen Euro zu verfügen. Sie sprach davon, einen privaten Club mit Filialen in Los Angeles, London, Hong Kong und Dubai öffnen zu wollen.

Fall soll verfilmt werden

Inzwischen sitzt sie im berüchtigten New Yorker Gefängnis Rikers Island ein. Ihr wird mehrfacher schwerer Diebstahl vorgeworfen, im Fall einer Verurteilung droht ihr eine jahrelange Haftstrafe. Unabhängig vom Urteil könnte sie nach Deutschland abgeschoben werden, da sie ihr 90 Tage gültiges Visum für die USA nach Angaben der Polizeibehörde ICE bereits überzogen hat.

Ob Anna S. Reue spürt? Sicher habe sie einige Dinge falsch gemacht, sagte sie dem New York Magazine – "das mindert aber nicht die hundert Dinge, die ich richtig gemacht habe". Der spektakuläre Fall hat längst das Interesse Hollywoods geweckt: TV-Produzentin Shonda Rhimes ("Grey’s Anatomy") will die Geschichte für Netflix in eine Serie verwandeln, parallel ist ein Titel mit Jennifer Lawrence oder Margot Robbie als S. in der Hauptrolle im Gespräch.

Womöglich waren die Monate in der High Society nicht ihr letzter Streich: Laut dem Magazin Variety hat Anna S. aus dem Gefängnis selbst Kontakt nach Hollywood, um mit darüber zu entscheiden, wer ihre Rolle spielt.
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