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Abu Dhabi

Deutsche Tierärztin betreibt Falkenhospital am Golf

  • dpa

  • Mi, 14. März 2018, 20:30 Uhr
    Panorama

Falken werden am Persischen Golf geliebt und sind sehr teuer. Werden sie krank, kommen sie zu der deutschen Tierärztin Margit Müller.

Jagdfalke  | Foto: DOMINIK ULTES
Jagdfalke Foto: DOMINIK ULTES

ABU DHABI. Wer in der Golfregion ins Flugzeug steigt, kann neben sich schon einmal einen Greifvogel sitzen sehen. Denn den Arabern sind ihre Falken so heilig, dass die Haustiere sogar eigene Plätze in der Kabine besetzen. Das Finanzielle spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Auch für die Gesundheit der Tiere fließt viel Geld. Mit Margit Müller leitet eine Deutsche das nach eigenen Angaben größte Falken-Hospital der Welt im Emirat Abu Dhabi.

Die Greifvögel seien so wichtig, dass die Männer mit ihnen in die Klinik kämen, während ihre Frauen die Kinder allein zum Arzt begleiteten, erzählt die gebürtige Bayerin in ihrem Büro. Die Falken hätten weit mehr Privilegien als der Hund in Deutschland. Nicht nur im Flugzeug sitzen sie neben ihren Besitzern, auch im Schlafzimmer. "Wir haben viele Falkner, die ihren Falken Küsschen geben und die Falken geben Küsschen zurück", erzählt die Tierärztin, die seit 2001 in den Emiraten lebt.

Die Liebe der Araber zu den Greifvögeln reicht weit zurück in eine Zeit, in der in den ölreichen Golfstaaten noch keine Wolkenkratzer im Himmel glitzerten. Vor 60 Jahren war die heute boomende Millionenstadt Abu Dhabi ein Dorf, in der Wüste lebten Beduinen ohne Strom und ohne fließendes Wasser.

Die Falken setzten sie zur Jagd ein und sicherten damit das Überleben der Familie. "Aus diesem Grund wird der Falke auch bis heute nicht als Sportgerät angesehen, sondern ist integraler Teil der Familie", erklärt Müller. Die Falknerei sei für die Menschen in der Region eine der wenigen Möglichkeiten, um "zurückzukehren zu ihren Wurzeln. Zurückzukehren zur eigenen Identität."

Jedes Jahr behandeln drei Tierärzte und viele Assistenten in der Klinik mehr als 11 000 Falken aus der ganzen Golfregion – mit einer Ausnahme: Aus Katar kämen dieser Tage keine Vögel. Das Nachbarland wird wegen politischen Streits seit Monaten von Saudi-Arabien, den Emiraten und anderen Staaten isoliert.

Die eingelieferten Greifvögel litten unter Flügelbrüchen, hätten aber auch Infektionskrankheiten oder müssten nur die Klauen gestutzt bekommen, erzählt Müller. Es seien zwar kräftige, aber eben auch sensible Tiere. Um zu verhindern, dass sie sich schrill schreiend gegenseitig angreifen, bekommen sie im Behandlungsraum Augenklappen aufgesetzt.

An normalen Tagen drängen sich Falken im Wert von einigen Millionen Euro in dem Krankenhaus. Besonders prächtig sind die Vögel des Königshauses. Wenn einer von ihnen krank ist, erkundige sich der Palast täglich nach dem Zustand. Dabei gebe es preislich große Unterschiede bei den Tieren, erklärt eine Anästhesistin: "Das ist ganz abhängig von Größe und Art. Es fängt bei 5000 Dirham an, kann aber bis zu 500 000 hochgehen". Das sind mehr als 110 000 Euro.

Schon daran lässt sich ablesen, dass Falken am Golf eben nicht nur Haustiere, sondern auch Statussymbole sind. In der Eingangshalle der Klinik hängt ein Bild, das Margit Müller mit Kronprinz Mohammed bin Zajed zeigt. Er überreicht der Deutschen den "Abu Dhabi Award", den höchsten zivilen Preis des Emirats. "Das war, glaub ich, der beste Moment in meinem Leben", erinnert sie sich.

Müller ist in der von Männern dominierten Gesellschaft eine feste Größe. Als sie 2001 nach Abu Dhabi kam, sei eine Frau in ihrer Position ein Novum gewesen, sagt sie. Doch mittlerweile, sähen die Emiratis in ihr nur noch die Expertin. "Inzwischen haben sie mich zum halben Mann erhoben, also ich zähle hier nicht mehr als Frau im eigentlichen Sinne." Das sei als Kompliment zu verstehen, meint sie.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Do, 15. März 2018: PDF-Version herunterladen

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