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Deutsches Kino hat gute Chancen auf Preise beim Filmfest Locarno
Das 78. Filmfestival Locarno zeigt viele deutsche und mit deutscher Beteiligung entstandene Produktionen. Einige haben Chancen auf Auszeichnungen.
Peter Claus (dpa)
Fr, 8. Aug 2025, 14:33 Uhr
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Schon im Mai beim Festival in Cannes begeisterte das deutsche Kino: Eine der wichtigsten Auszeichnungen ging an den Spielfilm "In die Sonne schauen" (Kinostart: 11. September). Der große Erfolg könnte sich bei dem bis zum 16. August stattfindenden 78. Filmfestival in Locarno mit weiteren Preisen fortsetzen.
Filmschaffende aus der Bundesrepublik sind auf dem neben Berlin, Cannes und Venedig wichtigsten europäischen Filmfestival allein zahlenmäßig stark vertreten: 22 der 222 Kurz-, Spiel-, Dokumentar- und Experimentalfilme in verschiedenen Wettbewerben und Sektionen sind deutsche und mit deutscher Beteiligung realisierte internationale Produktionen.
Schon die Einladung ist ein Riesenerfolg
Das allein garantiert natürlich noch keinen Preis. Doch offenbar war schon die strenge Auswahlkommission um Giona A. Nazzaro, den künstlerischen Leiter des Festivals, von der Qualität des deutschen Kinos angetan: Fünf deutsche oder mit deutschem Engagement entstandene Beiträge wurden in den Hauptwettbewerb um den Goldenen Leoparden eingeladen, also nahezu ein Drittel der 18 hier gezeigten Filme. Schon das ist ein Riesenerfolg.
Besonders große Hoffnungen begleiten den ausschließlich von deutschen Produzenten finanzierten Wettbewerbsbeitrag "Sehnsucht in Sangerhausen". Die Komödie verfolgt die verschlungenen Lebenswege von wagemutigen Frauen. Mit seiner erfolgreichen Vampir-Farce "Blutsauger" hat Regisseur Julian Radlmaier 2021 enormes Talent für eine künstlerisch originelle und dabei publikumswirksame Erzählkunst bewiesen. Und genau das zählt in Locarno. Das Festival zeichnet vor allem jüngere Talente aus, die mit Eigenwilligkeit und Einfallsreichtum punkten.
Alltag in Gaza – wie es ihn heute nicht mehr gibt
Daneben laufen im zentralen Wettbewerb vier internationale Koproduktionen, die mit deutscher Beteiligung entstanden sind: das Roadmovie "Dry Leaf" des georgischen Regisseurs Alexandre Koberidze, die Familientragödie "Donkey Days" der Niederländerin Rosanne Pel, die Lovestory "White Snail" des österreichisch-deutschen Regie-Duos Elsa Kremser und Levin Peter sowie der Dokumentarfilm "With Hasan in Gaza" vom palästinensischen Filmemacher Kamal Aljafari.
In "With Hasan in Gaza" wird ausgehend von Filmmaterial aus dem Jahr 2001 Alltag in Gaza reflektiert: Alltag, der im Schatten des Krieges geradezu surreal anmutet. Die Archiv-Aufnahmen zeigen Lebensmöglichkeiten, die es in der Gegenwart nicht mehr gibt. Dieser Film dürfte in hohem Maß dem Credo von Giona A. Nazzaro entsprechen: Bei der Vorstellung des Festivalprogramms betonte er eindringlich die Bedeutung der Filmkunst in "einer Zeit, in der die Welt gewaltsam durchgeschüttelt wird".
Abende auf der malerischen Piazza Grande sind stets der Clou des Filmfestivals. Nacht für Nacht feiern hier bis zu 9000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Magie des Kinos. Im 14 Titel umfassenden Piazza-Programm laufen in diesem Jahr drei mit deutschem Engagement gedrehte internationale Produktionen: "The Dead of Winter" vom Briten Brian Kirk, "Sentimental Value" des Norwegers Joachim Trier und "Die jüngste Tochter" der französischen Regisseurin Hafsia Herzi. Diese Filme erhöhen Deutschlands Chancen auf eine Auszeichnung, denn sie sind alle im Rennen um den begehrten Publikumspreis. Dieser und die anderen Ehrungen werden am 16. August spätabends auf der Piazza verliehen.