Christian Weißgerber war früher eine Größe in der Thüringer Naziszene – und gleichzeitig Bundeswehrsoldat / Die Hakenkreuztattoos, sagt er, hätten keinen gestört.
Dass er ein Nazi war, hätten die Kameraden in der Friedensteinkaserne in Gotha schon beim Duschen erkennen können. Seine Tätowierungen waren recht aussagekräftig, sagt Christian Weißgerber. Welche denn so? "Na, zum Beispiel die Hakenkreuze." Eines hatte er sich auf die Kniescheibe stechen lassen, ein anderes auf die Schulter, eines auf die Innenseite des Arms. Dazu der Thorshammer und die Rune eines SS-Freikorps. "Es hat sich keiner dran gestört", sagt er. Im Gegenteil. Die Tätowierungen halfen, ins Gespräch zu kommen. Etwa über die Gefahren der multikulturellen Gesellschaft.
Wer dem 28-Jährigen heute gegenübersteht, zum Beispiel vor einem Café am Berliner Hausvogteiplatz, kann sich Weißgerbers früheres Leben schwer vorstellen. Zaghafter Händedruck, sanfte Stimme. "Ich glaube, ich hätte gern einen Milchkaffee", sagt er. Aber mit 19 war er sogenannter "Autonomer Nationalist", eine feste Größe in der Naziszene ...